Hintergrund: Muttermilchkomponenten könnten sich über eine postnatale Programmierung Knochenstoffwechsel-modulierender
Systeme auf das Knochenwachstum in Kindheit und Jugend auswirken. Das Knochenwachstum
wiederum ist im Sinne des Peak Bone Strength-Konzepts entscheidend für das Osteoporose-Risiko
im Erwachsenenalter. Die Relevanz des Stillens für die Osteoporose-Primärprävention
wird daher diskutiert. Methoden: Der Zusammenhang von Stilldauer und Knochencharakteristika wurde anhand von prospektiv
erhobenen Längsschnittdaten aus der DONALD-Studie überprüft. Daten zur Stilldauer
von 284 Teilnehmern (137männlich, 147 weiblich) wurden während und nach der Stillzeit
erhoben. Im Alter von 5 bis 23 Jahren wurden per peripherer Quantitativer Computertomografie
(pQCT) volumetrische Kortikalisdichte, Strain Strength Index, Knochenquerschnittsfläche,
Kortikalisquerschnittsfläche und Knochenmineralgehalt der Teilnehmer bei 65% der Unterarmlänge
am Radius erfasst. Im Rahmen von gepoolten sowie nach Geschlecht und Wachstumsphasen
stratifizierten Regressionsanalysen wurde überprüft, inwieweit sich Knochenmerkmale
der Teilnehmer je nach Vollstilldauer unterscheiden. Dazu wurden verschiedene kategorische
Vollstillvariablen verwendet (nicht vollgestillt: 0–2 Wochen; jemals vollgestillt:
≥3 Wochen; kurz vollgestillt: 3–13 Wochen bzw. 3–16 Wochen; lang vollgestillt: ≥14
Wochen bzw. ≥17 Wochen). In multivariaten Modelle wurde für Alter, biologisches Alter,
Geschlecht, Größe, Muskelquerschnittsfläche, BMI, Geburtsgröße, Geburtsgewicht und
sozioökonomischen Status adjustiert. Ergebnisse: Weder gepoolte noch stratifizierte multivariate Analysen ergaben signifikante Unterschiede
in Bezug auf die Knochencharakteristika von vollgestillten und nicht vollgestillten
Teilnehmern. Bei der Überprüfung einer Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen Vollstilldauer
und pQCT-Parametern zeigten sich ebenfalls keine signifikanten Unterschiede hinsichtlich
der Knochencharakteristika von vollgestillten, kurz vollgestillten und lang vollgestillten
Teilnehmern. Signifikant positiv mit den pQCT-Parametern assoziiert waren lediglich
Alter, biologisches Alter, Muskelquerschnittsfläche und Körpergröße sowie in einigen
Modellen der BMI. Schlussfolgerung: Auf der Basis der vorliegenden Studie kann weder von einem primärpräventiven Potenzial
des Stillens in Hinblick auf die Osteoporose noch von adversen Effekten einer langen
Vollstilldauer auf das Knochenwachstum ausgegangen werden. Die Ergebnisse entsprechen
Erkenntnissen aus vorangegangenen Studien, die zeigen, dass Knochencharakteristika
zeitlebens stark von physikalischen Einwirkungen und weniger von Mechanismen der postnatalen
Programmierung abhängen.