Je nachdem, ob Größe und Gewicht gemessen oder erfragt wurden, ergeben sich unterschiedliche
Häufigkeiten von Übergewicht und Adipositas. Mithilfe der KiGGS-Validierungsstudie
können die Prävalenzschätzungen aus der HBC-Studie korrigiert werden. Methoden: Im Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) wurden Kinder und Jugendliche zwischen
0 und 17 Jahren gemessen und gewogen. Bei einer repräsentativen Unterstichprobe der
11- bis 17jährigen wurde zuvor nach Größe und Gewicht gefragt. Zusätzlich wurde diese
Altersgruppe um die Einschätzung ihres Körperselbstbildes gebeten. In der im Auftrag
der WHO durchgeführten HBSC-Studie wurden die Jugendlichen in einem Fragebogen nach
Körpergröße und -gewicht und nach dem Körperselbstbild gefragt. Um einen Vergleich
der KiGGS-Daten mit den HBSC-Ergebnissen ziehen zu können, wurden nachfolgend alle
Berechnungen für die KiGGS-Jugendlichen durchgeführt, die in der 5., 7. oder 9. Klasse
und außerdem Teil der Validierungsstudie waren. Mit dem stochastischen Ansatz der
bedingten Wahrscheinlichkeiten werden die verzerrten Prävalenzschätzungen der HBSC-Studie
unter Nutzung der KiGGS-Validierungsstudie korrigiert. Ergebnisse: Die HBSC-Studie ermittelte auf Grund schriftlicher Aussagen von Schülern der 5.,
7. und 9. Klassen 5,5% Übergewichtige und 2,7% Adipöse. In KiGGS wurden auf der Basis
von standardisierten Messungen 10,1% Übergewichtige und 8,0% Adipöse ermittelt. Der
Grad der Unterschätzung hängt weniger davon ab, ob das jeweilige Kind tatsächlich
übergewichtig oder adipös ist, als vielmehr vom Körperselbstbild. Jugendliche, die
sich zu dick oder viel zu dick finden, unterschätzen ihren BMI. Die mithilfe der KiGGS-Validierungsstudie
korrigierten HBSC-Prävalenzen für Übergewicht und Adipositas betragen 7,9% bzw. 3,9%.
Schlussfolgerungen: Die Schätzung von Prävalenzen für Übergewicht und Adipositas bei Jugendlichen auf
Basis subjektiver Angaben ist sehr verzerrt. Wenn es in einer Studie lediglich die
Möglichkeit der subjektiven Erfassung gibt, so sollte auf jeden Fall gleichzeitig
das Körperselbstbild erfragt werden. So es eine zeitgleich in derselben Altersgruppe
durchgeführte (Validierungs)-Studie gibt, so existiert ein praktikables Korrekturverfahren.