Hintergrund: Befragungen von Probanden werden aufgrund geringer Kosten bevorzugt als Erhebungsinstrumente
in epidemiologischen Studien eingesetzt. Die Validität dieser Eigenangaben bleibt
unsicher, daher sind Qualitätsprüfungen erforderlich. Hierbei ist die Aufwandshöhe
von Interesse. In der vorliegenden Untersuchung wurden spezifische Probandeneigenangaben
zu inzidenten Malignomen mit histologischen Befunden abgeglichen. Material und Methoden: In die Heinz Nixdorf Recall Studie, eine bevölkerungsbezogene, prospektive Kohortenstudie,
wurden 4814 Probanden (45–75 Jahre) aus Bochum, Essen und Mülheim/Ruhr eingeschlossen.
Zwischen Basiserhebung und Follow-Up-Untersuchung (2000–2008) wurden Probanden mittels
verschiedener Erhebungsinstrumenten (ärztliche Anamnese, Follow-Up-Fragebögen) zu
möglichen Krebserkrankungen befragt. In die hier vorliegende Analyse wurden nur Probandenangaben
zu Malignomen untersucht. Diese Angaben wurden nach ICD-0 kodiert und mit angeforderten
Histologiebefunden auf der 3-stelligen Ebene verglichen. Zur vollständigen Erfassung
inzidenter Malignome und richtig/falsch negativer Eigenangaben sind zudem Überprüfungen
von Probandenangaben zu benignen Tumoren, sekundären Neubildungen etc., Tumorinformationen
aus externen Quellen, die nicht auf Probandenangaben beruhen, z.B. Totenscheine, sowie
ein Abgleich mit dem Krebsregister NRW geplant. Ergebnisse: Von insgesamt 676 Probandenangaben zu Krebserkrankungen waren 381 Angaben zu inzidenten
Malignomen (n=66 mit 2, n=15 mit 3 unterschiedlichen Malignomen). Von diesen Malignomen
liegen bislang 175 Histologien zum Abgleich vor: in 168 (96%) Fällen wurde allgemein
das Vorliegen eines Malignoms durch histologische Befunde bestätigt. Bei 149 (85%)
der Probandenangaben stimmten diese mit den Histologien sogar im 3-stelligen ICD-O
überein. Die Übereinstimmung der Eigenangaben zu Brustkrebs und Prostata-Carcinom
war mit 100% respektive 98% höher als mit 66% bei bösartigen Neubildungen des lymphatischen
und blutbildenden Gewebes. Diskussion: Beschränkt auf die Analyse der Probandenangaben zu Malignomen zeigte sich eine sehr
gute Übereinstimmung der Probandenangaben mit histologischen Befunden hinsichtlich
des Vorliegens eines Malignoms. Die Übereinstimmung der Lokalisation verhielt sich
erwartungsgemäß abhängig von der Tumorart bei den nach ICD-O-kodierbaren Eigenangaben.