Hintergrund: Im Rahmen der Begutachtung der Pflegebedürftigkeit nach dem XI. Buch des Sozialgesetzbuches
(SGB XI, Pflegeversicherung) wird die Anwendung freiheitsentziehender Maßnahmen sowohl
im ambulanten, häuslichen Bereich als auch in stationären Pflegeeinrichtungen vom
Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) erhoben jedoch nicht systematisch
im Sinne der Versorgungsforschung ausgewertet. Methode: Der MDK Bayern verschaffte sich 2008 im Rahmen einer Querschnittsstudie einen Überblick
über die Fixierungsrate im ambulanten und stationären Sektor durch eine Stichtagserhebung
anlässlich des „Annual World Elder Abuse Awareness Day“ am 15. Juni 2008. Die Stichprobe
ergab sich aus der Auftragslage (Aufträge der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände,
ARGE, für die Begutachtung der Pflegebedürftigkeit nach SGB XI). Ergebnisse: Insgesamt wurden die Daten von 513 Versicherten erhoben. Von den 296 (58%) Versicherten
im stationären Bereich waren 38% fixiert und von den 217 (42%) Versicherten in der
eigenen Häuslichkeit (ambulant) waren 9% fixiert. Versicherte mit eingeschränkter
Alltagskompetenz waren zu 65% im ambulanten Bereich und zu 79% im stationären Bereich
fixiert. 35% der fixierten Versicherten waren pflegebedürftig gemäß der Stufe 1, 32%
gemäß der Stufe 2 und 14% gemäß der Stufe 3. Die Art der Fixierung wurde differenziert
erhoben. Bei 72% der ambulant betreuten und bei 67% der stationär versorgten fixierten
Versicherten wurden Bettgitter eingesetzt. Ganztags und nachts wurde im stationären
Bereich signifikant mehr fixiert als im ambulanten Bereich. Schlussfolgerung: Durch den gesetzlichen Begutachtungsauftrag können flächendeckende Daten zur Verbreitung
freiheitsentziehender Maßnahmen (FeM) sowohl im ambulanten als auch im stationären
Bereich gewonnen werden, die im Sinne der Versorgungsforschung auszuwerten sind. Die
Effektivität von Interventionsprogrammen zur Reduktion von FeM kann überprüft und
die Motivation für solche Anstrengungen zur Vermeidung und Reduktion von FeM kann
damit gefördert werden.