Einleitung: Arzneimitteltherapie im Allgemeinen sowie deren Komplexität nimmt aufgrund der steigenden
Morbidität mit dem Alter zu. Ziel unserer Auswertung war, den Gebrauch von Arzneimitteln
in der älteren Augsburger Bevölkerung darzustellen und die am häufigsten eingenommenen
Wirkstoffgruppen zu ermitteln. Methoden: KORA-Age ist eine im Rahmen des BMBF geförderten Verbundprojektes „Gesundheit im
Alter“ in der Studienregion Augsburg durchgeführte Studie. Die Studienpopulation basierte
auf Teilnehmern der bevölkerungsbasierten KORA-Kohorte, die zum 31.12.2008 noch lebten
und mindestens 65 Jahre alt waren. Es erfolgte eine schriftliche Follow-up-Befragung
sowie ein Telefoninterview. Bei dieser Befragung wurde die Medikation der letzten
7 Tage, der Verschreibungsstatus (verschrieben/nicht verschrieben) und Einnahmemodus
(regelmäßig/nach Bedarf) erfasst. Die Arzneimitteldaten wurden nach der amtlichen
deutschen ATC-Klassifikation (2009) kodiert. Polypharmazie wurde definiert als regelmäßige
Applikation von 5 oder mehr verschriebenen Arzneimitteln. Ergebnisse: Von insgesamt 4127 Probanden (2015Männer, 2112 Frauen) im Altersbereich 65–94 Jahre
lagen Daten aus schriftlicher Befragung und Telefoninterview vor. Die Response betrug
66,0% (Männer 68,9%, Frauen 63,5%). Die Anzahl regelmäßig eingenommener und verschriebener
Präparate variierte zwischen 1 und 21. Zusätzlich gaben 7% der Teilnehmer die regelmäßige
Einnahme von nicht verschriebenen Medikamenten und 23% eine Bedarfsmedikation an.
Etwa 20% der Männer und 15% der Frauen gaben an im Befragunszeitraum kein verschriebenes
Präparat regelmäßig eingenommen zu haben. Die Häufigkeit von Polypharmazie steigt
mit dem Alter deutlich an: von knapp unter 20% bei den 65–69 jährigen auf fast 45%
bei den über 85 jährigen. Insgesamt 45% der Teilnehmer nahmen Mittel mit Wirkung auf
das Renin-Angiotensin-System (Code:C09), 39% Beta-Adrenorezeptoren-Antagonisten (Code:
C07), 36% Antithrombotische Mittel (Code:B01) und 30% Lipidsenker (Code:C10) ein.
Schlussfolgerung: Arzneimitteltherapie und auch Polypharmazie spielen in der älteren Augsburger Allgemeinbevölkerung
eine erhebliche Rolle. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die Quantität und Qualität
der Arzneimitteltherapie besser zu charakterisieren sowie Personengruppen zu identifizieren,
welche potentiell unter- oder überversorgt sind.