Einleitung/Hintergrund: Die Studie „Versorgungsstrukturanalyse“ untersucht im Rahmen eines interdisziplinären
Projektes Aspekte der Prozess- und Ergebnisqualität des Heilverfahrens der Gesetzlichen
Unfallversicherung (GUV) am Beispiel von vier Verletzungsarten. Dieser Beitrag bezieht
sich auf distale Radiusfrakturen. Material/Methoden: Als Datengrundlage dienten die standardisierten Berichte der am Heilverfahren der
GUV beteiligten Therapeuten und Institutionen. Die in Papierform bei den UV-Trägern
archivierten Berichte wurden in pseudonymisierter Form erhoben und in einer elektronischen
Datenbank gespeichert. Die Stichprobe umfasste 176 Probanden aus fünf Berufsgenossenschaften
(Bereiche Bau, Chemie, Metall, Gesundheits- und Wohlfahrtspflege, Nahrungsmittel und
Gaststätten) und einer Unfallkasse (regionale Auswahl). Einschlusskriterien der Studie
waren: Alter der Verunfallten 21–65 Jahre, Heilbehandlung im Zeitraum 01.01.2006–31.12.2008
abgeschlossen. Ergebnisse: Die Stichprobe umfasste 58% Männer und 42% Frauen; durchschnittliches Alter: 46 Jahre
(SD 11); Schweregrad der Verletzung: 50% leichte, 23,4% mittelschwere, 24% schwere
Fälle. 42% der Probanden wurden operativ, die anderen konservativ versorgt. Bei 23%
der Verunfallten handelte es sich um eine Verletzung nach dem Verletzungsartenverfahren,
die einer besonderen unfallmedizinischen Behandlung bedürfen. Die Dauer der Heilbehandlung
(HB) betrug durchschnittlich 78,1 Tage (Min: 1, Max: 397) und die AU-Dauer im Mittel
65,8 Tage (Min: 0, Max: 397). In 24,2% der Fälle wurde eine MdE durch den behandelnden
Arzt festgestellt, eine MdE von ≥20% bei 13,3% der Patienten. Die Verletzungsschwere
korrelierte mit der HB-Dauer sowie der AU-Dauer (jeweils r=0,51). Geschlecht und Alter
standen in keinem relevanten Zusammenhang mit dem Schweregrad der Verletzung, der
HB-Dauer und der AU-Dauer. Zwischen der Verletzungsschwere, der HB-Dauer und der AU-Dauer
einerseits und dem „Grad der MdE“ andererseits besteht jeweils ein signifikanter Zusammenhang
(p<0,001). Branchenbezogen fanden sich signifikante Unterschiede (p<0,05) bezüglich
der Schwere der Verletzung (mehr „schwere“ Verletzungen bei BG Bau, BG Chemie), der
AU-Dauer (längere AU-Dauer: BG-Chemie) und dem Grad der MdE (mehr MdE-Fälle bei BG-Chemie).
Diskussion: Die Studie erbringt neben ersten inhaltlichen Ergebnissen insbesondere methodische
Grundlagen für künftige versorgungsepidemiologische Sekundärdatenanalysen der DGUV.