Einleitung: Der Zuwachs der älteren Bevölkerung führt zu einem Anstieg der Prävalenz chronischer
Erkrankungen wie Diabetes mellitus. Bis 2030 wird durch zunehmende Urbanisierung und
das Altern der Weltbevölkerung mit 366 Millionen Erkrankten weltweit gerechnet. Ziel
einer optimierten Diabetestherapie ist u.a. ein Erhalt der gesundheitsbezogenen Lebensqualität
(LQ). Bekannte Einflussfaktoren der gesundheitsbezogenen LQ bei Diabetes sind das
Geschlecht und die Anzahl der Spätfolgen. Für Stoffwechselkontrolle und Art der Therapie
liegen widersprüchliche Daten vor. Bisherige Erkenntnisse basieren zumeist auf Querschnittsanalysen
von Patientenkollektiven. Populationsbezogene längsschnittliche Untersuchungen an
Erwachsenen/Älteren unter Berücksichtigung physiologischer Parameter stehen aus. Methoden: In der ESTHER-Studie wurde bei 1375 Diabetikern die gesundheitsbezogene Lebensqualität
über den SF-12 erhoben – zur Baseline, nach 2 Jahren und in einem 5-Jahres Follow-Up.
Zusätzlich wurden soziodemographische Daten, Komorbiditäten, Gesundheitsverhalten,
körperliche Aktivität und die aktuelle Medikation abgefragt sowie physiologische Parameter
gemessen. Die Lebensqualität der Diabetiker fünf Jahre nach Einschluss in die Studie
wurde über eine lineare Regression mit Prädiktoren der Baseline-Messung modelliert.
Ergebnisse: Ein signifikant positiver Zusammenhang mit der psychischen LQ nach 5 Jahren fand
sich für die LQ bei Baseline (p<0,001)), signifikant negative Zusammenhänge fanden
sich für die Blutzuckereinstellung (p=0,01), die Anzahl der Komplikationen (p=0,03)
und eine depressive Komorbidität (p=0,01). Weitere identifizierte Prädiktoren der
körperlichen Lebensqualität bei Diabetes werden im Rahmen der bisher vorhandenen Literatur
diskutiert. Diskussion: Die gesundheitsbezogene LQ ist ein relevantes Outcomekriterium in klinischen und
epidemiologischen Studien. Es ist sinnvoll, bei Erhebungen in der älteren Bevölkerung
ergänzend krankheitsspezifische Erhebungsinstrumente zur Erfassung der Lebensqualität
einsetzen, um die Mechanismen der Einschränkung des Wohlbefindens differenzierter
erfassen und Interventionsstudien an klinischen Kollektiven durchführen zu können.
Neben der Erhebung der bekannten Risikofaktoren bei Diabetes sollte zusätzlich die
psychische Komorbidität erfasst und differenziert untersucht werden, da sie einen
relevanten Einfluss auf das Wohlbefinden und das Auftreten von Folgeerscheinungen
bei Diabetes mellitus hat.