Aktuelle Neurologie 2011; 38 - P50
DOI: 10.1055/s-0031-1276555

Eine multizentrische offene Studie zur Behandlung heterogener Subtypen zervikaler Dystonie mit Botulinumtoxin A (500 Einheiten Dysport)

H. Hefter 1, R. Benecke 1, F. Erbguth 1, W.H. Jost 1, G. Reichel 1, J. Wissel 1
  • 1Düsseldorf, Rostock, Nürnberg, Wiesbaden, Zwickau, Beelitz-Heilstätten

Fragestellung: Ziel dieser Studie war es, die Effektivität und Sicherheit in der Behandlung mit Botulinumtoxin A (BoNT-A) der häufigsten Subtypen der zervikalen Dystonie (CD), Tortikollis und Laterokollis ohne oder mit zusätzlichen Symptomen wie Schulterhebung oder Tremor, zu zeigen. Es wurden noch nie vorher mit BoNT-A behandelte Patienten entsprechend einem Behandlungsalgorithmus nach vorausgegangener Bewertung des Schweregrades anhand des Tsui Scores mit einem von 12 Standard-Injektionsschemata und einer Standardinitialdosis von 500 Einheiten Dysport behandelt.

Methoden: Zwischen November 2004 und Januar 2008 wurden 516 de novo Patienten mit CD von 81 Prüfzentren in Deutschland und Österreich in die Studie aufgenommen. Die Therapie erfolgte mittels intramuskulärer Injektionen nach einem Behandlungs-Algorithmus, der auf folgender Kaskade von Entscheidungen basiert: 1) Ist die Hauptkomponente ein Tortikollis oder Laterokollis? 2) Liegt eine wesentliche Schulterhebung vor? 3) Liegt ein deutlicher Kopftremor vor? 4) Liegt eine Hypertrophie des M. sternocleidomastoideus vor? Je nach Beantwortung dieser Fragen wurden die Patienten in 12 Subtypen unterteilt, denen je ein charakteristisches Injektionsschema zugeordnet war, nach dem 500 MU Dysport injiziert wurden.

Ergebnisse: Die Behandlung mit Dysport führte zu einer klinisch relevanten und statistisch signifikanten Abnahme des Tsui Scores sowohl bei den Tortikollis- als auch bei den Laterokollis-Patienten, mit teilweise interessanten Abweichungen in den unterschiedlichen Subtypen. Gleichzeitig konnte eine Verbesserung der Lebensqualität anhand des Fragebogens CDQ-24 beobachtet werden. Auch die Eintragungen der Patiententagebücher spiegeln die positiven Effekte der Behandlung auf die Alltagsfunktionen und die Intensität und Dauer assoziierter Schmerzen wider. Die Verträglichkeit der Behandlung war im allgemeinen gut und in beiden CD-Haupttypen vergleichbar.

Schlussfolgerungen: Die Auswertung der Studiendaten von mehr als 500 Patienten, der größten bisher beschriebenen de novo Population, gibt interessante Einblicke in epidemiologische und klinische Aspekte der Behandlung der CD mit Botulinumtoxin A. Sie zeigt, dass eine Initialdosis von 500 Einheiten Dysport, wenn sie entsprechend dem vorgestellten Behandlungs-Algorithmus appliziert wird, effektiv, sicher und mit einer geringen Nebenwirkungsrate bei einer großen Auswahl heterogener Patienten mit CD angewendet werden kann.