Sprache · Stimme · Gehör 2011; 35(02): e42-e43
DOI: 10.1055/s-0031-1281024
Hören - Erkennen - Verstehen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rekurrensparese

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Publication Date:
27 June 2011 (online)

Die Rekurrensparese ist unter den Kehlkopflähmungen die häufigste Form. Eine stimmtherapeutische Übungsbehandlung gilt als Mittel der Wahl zur Wiederherstellung der Stimmfunktion.

Ursache der Rekurrensparese ist eine Schädigung des N. laryngeus inferior, eines Zweigs des N. vagus, der zunächst abwärts in den Brustraum führt, etwa auf Höhe des Herzens umkehrt und nach einer Überkreuzung der Schilddrüse in das Kehlkopfinnere eintritt. Dort innerviert er die inneren Kehlkopfmuskeln [1].

Einseitige Stimmlippenlähmungen treten am häufigsten infolge von Bronchialkarzinomen und thoraxchirurgischen Eingriffen auf [2]. Aktuell wird davon ausgegangen, dass nach etwa 30 % der Halsoperationen im Verlaufsbereich des N. vagus oder des N. rekurrens persistierende Stimmstörungen auftreten [3].

Eingriffe an Schild- oder Nebenschilddrüse gelten als zweithäufigste Ursache neurogener Kehlkopflähmungen. Aktuelle Angaben zur Inzidenz liegen bei 9,8 % vorübergehender und 2,3 % dauerhafter Rekurrensparesen nach Schilddrüsenoperationen [4]. Weitere Ursachen sind u.a. Intubationsnarkosen, entzündliche oder neurotoxische Einwirkungen, Halstraumata oder Herz- und Gefäßerkrankungen [2].

Eine gelähmte Stimmlippe verliert in erster Linie die grobe Bewegungsfähigkeit, d.h. sie kann die Glottis nicht mehr aktiv öffnen und schließen. Je nach Position stehen Atem- oder Stimmbeschwerden im Vordergrund der Symptomatik. Ein Tonusverlust der Stimmlippe (schlaffe Lähmung) kann deren Schwingungsfähigkeit und damit die Stimmqualität deutlich beeinträchtigen [1].

Betroffene Patienten leiden in unterschiedlicher Ausprägung unter Respirationsproblemen beim Sprechen und/oder bei körperlicher Anstrengung. Es treten Heiserkeit und Resonanzverlust der Stimme auf, Veränderungen der Sprechstimmlage, Beeinträchtigungen von stimmlicher Belastbarkeit, Stimmumfang, Lautstärke und Phonationsdauer [5]. Schluckstörungen mit Aspirationsgefahr sind möglich.

 
  • Literatur

  • 1 Wendler J, Seidner W, Eysholdt U. Lehrbuch der Phoniatrie und Pädaudiologie. Stuttgart: Thieme; 2005
  • 2 Schneider B, Bigenzahn W. Stimmdiagnostik. Wien: Springer; 179.. 2007
  • 3 Dralle H, Kruse E, Hammelmann WH et al. Nicht jeder Stimmlippenstillstand nach Schilddrüsenoperation ist eine chirurgischbedingte Rekurrensparese. Der Chirurg 2004; 75: 810-822
  • 4 Jeannon JP, Orabi AA, Bruch GA et al. Diagnosis of recurrent laryngeal nerve palsy after thyroidectomy: a systematic review. International Journal of Clinical Practice 2009; 63: 624-629
  • 5 Nawka T, Wirth G. Stimmstörungen. München: Deutscher Ärzteverlag; 2008
  • 6 Probst R, Grevers G, Iro H. Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. 3. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2008
  • 7 Schuster M, Eysholdt U. Therapie der einseitigen Stimmlippenparese. HNO 2005; 53: 756-765
  • 8 Kruse E. Systematik der konservativen Stimmtherapie. In: Böhme G, Hrsg. Sprach-, Sprech-, Stimm- und Schluckstörungen. München: Elsevier; 2006: 117-132
  • 9 Kruse E. Gestörte Stimme. Konservative Verfahren. Laryngo-Rhino-Otol 2005; 84: 192-203
  • 10 Coblenzer H, Muhar F. Atem und Stimme. Wien: öbvhpt; 2002
  • 11 Gall V. Trainingsprogramm zur Stimmbildung und Therapie. Unveröffentlichtes Skript. 3.. Aufl. 2010
  • 12 Ptok M, Strack D. Therapeutische Beeinflussung von Schwingungsirregularitäten durch Elektrostimulationstherapie. HNO 2009; 57: 1157-1162