Zentralbl Chir 2012; 137(2): 111-112
DOI: 10.1055/s-0031-1283986
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von der Ausbildung zur Weiterbildung – was können die Fachgesellschaften in Partnerschaft mit Ausbildungskliniken leisten

From Medical Education to Continuing Medical Education – What can the Professional Societies do in Partnership with the University Hospitals?
M. Kadmon
1   Universitätsklinik Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
P. Ganschow
1   Universitätsklinik Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
M. Büchler
1   Universitätsklinik Heidelberg, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
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Publication Date:
11 April 2012 (online)

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M. Kadmon
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P. Ganschow
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P. Büchler

Der erste Schritt zum Lernen ist die Liebe zum Lehrer, und im Verlauf der Zeit wird es gewiss geschehen, dass der Knabe, welcher die Wissenschaften um des Meisters willen zu lieben begonnen hatte, später an dem Meister um der Wissenschaft willen hängt.

Erasmus von Rotterdam (1465 – 1536)

Die eingangs zitierten Worte von Erasmus von Rotterdam sollten wir uns vor Augen halten, wenn wir über das Thema Aus- und Weiterbildung in der Chirurgie sprechen. Nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart haben wir, die Ausbilder, einen Auftrag. Es ist an uns, die Verantwortung für die Aus- und Weiterbildung in den chirurgischen Fächern zu übernehmen und jungen Kolleginnen und Kollegen den Weg in eine chirurgische Laufbahn zu ermöglichen und sie hierbei zu unterstützen und zu begleiten.

Weiterbildungsmodalitäten sind ein wesentliches Kriterium unter jungen Kolleginnen und Kollegen für die Wahl einer bestimmten Fachdisziplin [1] [2]. Durch interessante, anspruchsvolle und transparente Weiterbildungskonzepte können wir die Attraktivität der chirurgischen Fächer deutlich steigern und zukünftige Kolleginnen und Kollegen für unsere Fachbereiche begeistern. Sowohl die ausbildenden Kliniken und Krankenhäuser als auch die Fachgesellschaften können ganz wesentlich zu dieser Verantwortung beitragen. Eine verzahnende Zusammenarbeit, wie sie in den Kursen des interaktiven modularen Weiterbildungskonzeptes der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zu zentralen Themen der Weiterbildung realisiert und in diesem Heft von Kadmon et al. dargestellt ist, stellt einen möglichen Weg für die Zukunft dar. Es liegt in der Verantwortung der Ausbildungsstätten und ihrer ärztlichen Leiter, komplementäre innerklinische Fortbildungsprogramme, wie klinisch-pathologische Konferenzen oder manuelle Trainingseinheiten (Anastomosenübungsplätze, laparoskopisches Simulationstraining etc.) aufzubauen.

Auch Erfahrungen mit einprägsamen Rollenmodellen beeinflussen ganz entscheidend die Wahl des Faches – positiv wie negativ [3] [4]. Dementsprechend beginnt unsere Verantwortung in der Nachwuchsförderung bereits früh während des Medizinstudiums. Viele Studierende legen sich über lange Zeit nicht auf eine bestimmte Fachrichtung fest [5]. Uns bietet das die Möglichkeit, Studierende während ihrer Famulaturen und während ihres klinischen Studienabschnitts zu begeistern und für unser Fach zu gewinnen – und zwar durch einen interessanten, patientenzentrierten und realitätsnahen studentischen Unterricht, der Einblicke in den faszinierenden chirurgischen Alltag zulässt und die Bandbreite unserer Arbeit widerspiegelt. Ganz besonders während des Chirurgie-Tertials im Praktischen Jahr gewinnen oder verlieren wir den studentischen Nachwuchs. Das ist der Ausbildungsabschnitt, in dem Studierende die Realität der klinischen Fächer hautnah spüren und ihre Berufsentscheidungen treffen. Gleichzeitig stellen sie eine wesentliche unterstützende Kraft unserer Universitätskliniken dar, die es zu würdigen gilt [6]. Der Einsatz von Mentoren, die gerade in dieser sensiblen Phase chirurgisch interessierte Studierende gezielt betreuen, kann einen harmonischen Übergang vom letzten Studienjahr in eine chirurgische Facharztweiterbildung gewährleisten. Hier muss dann eine strukturierte theoretische und praktische Weiterbildung anknüpfen, um das Interesse an der Chirurgie im Rahmen der Weiterbildung zu verstetigen. Gezieltes Mentoring in der Weiterbildung, die Supervision im klinischen Alltag mit klar definierten Ausbildungszielen sowohl auf klinischer als auch auf wissenschaftlicher Ebene, verknüpft mit einer individuellen Karriereberatung, sind Bedürfnisse, wie sie von unserer jungen Nachwuchsgeneration formuliert werden [7]. Dem verantwortlichen Ausbilder und Abteilungschef kommt hier die Hauptverantwortung in der Etablierung einer ganz neuen Aus- und Weiterbildungskultur zu.

Die enge Zusammenarbeit zwischen medizinischen Fakultäten, ausbildenden Kliniken und Krankhäusern, individuellen Ausbildern sowie den Fachgesellschaften und Berufsverbänden kann entscheidend zu einer modernen, aufeinander aufbauenden studentischen Aus- und ärztlichen Weiterbildung beitragen. Wir als Ausbilder sollten zukünftig solche Kooperationen fordern und fördern und für die Entwicklung von transparenten, strukturierten und anspruchsvollen Weiterbildungsprogrammen die Verantwortung übernehmen.

 
  • Literatur

  • 1 Tambyraja AL, McCrea CA, Parks RW et al. Attitudes of medical students towards career in General Surgery. World J Surg 2008; 32: 960-963
  • 2 Scott IM, Matejcek AN, Gowans MC et al. Choosing a career in surgery: factors that influence Canadian medical students’ interest in pursuing a surgical career. Can J Surg 2008; 51: 371-377
  • 3 Kaderli R, Guller U, Muff B et al. Women in surgery: A survey in Switzerland. Arch Surg 2010; 145: 1119-1121
  • 4 Reed CE, Vaporciyan AA, Erikson C et al. Factors dominating choice of surgical specialty. J Am Coll Surg 2010; 210: 319-324
  • 5 Solomon DJ, DiPette DJ. Specialty choice among students entering the fourth year of medical school. Am J Med Sci 1994; 308: 284-288
  • 6 Schuld J, Justinger C, Kollmar O et al. Contribution of final-year medical students to operation room performance – economical and educational implications. Langenbecks Arch Surg 2011; 396: 1239-1244
  • 7 Kirresh A, Patel VM, Warren OJ et al. A framework to establish a mentoring programme in surgery. Langenbecks Arch Surg 2011; 396: 811-817