Arzneimittelforschung 2010; 60(2): 106-107
DOI: 10.1055/s-0031-1296257
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Editio Cantor Verlag Aulendorf (Germany)

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Publication Date:
09 December 2011 (online)

Molekulare Biotechnologie

D. P. Clark und N. J. Pazdernik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg (2009). ISBN 978-3-8274-2128-9. 714 S., 512 Abb., geb. Preis: € 69,95.

Die enormen Fortschritte der Molekularbiologie und Genetik öffnen der modernen Biotechnologie ungeahnte Möglichkeiten. Die Prozesse des Lebens können heute in einem hohen Maß auf molekularer Ebene verstanden werden, und molekulare Biotechnologie bedeutet nichts anderes als die praktische Anwendung dieses vielfältigen Wissens. Der vollständige Titel des Buches lautet deshalb „Molekulare Biotechnologie –Grundlagen und Anwendungen”. Das Buch ist sehr breit angelegt und beschreibt in 25 Kapiteln nicht nur Grundlagen, sondern auch in einem weiten Bogen das stetig wachsende Feld der Anwendungsmöglichkeiten der Biotechnologie in Biologie, Medizin, Pharmazie und weiteren, bisher wenig vertrauten Gebieten bis hin zur Umweltforschung. Jedes einzelne Kapitel ist übersichtlich gegliedert, kompakt und lesefreundlich geschrieben und wird von zahlreichen farbigen Abbildungen aufgelockert. Merksätze können einer Wissenskontrolle dienen, und Exkursionen führen den Leser zu spannenden Spezialgebieten aus Theorie und Praxis. Zu jedem Kapitel gehört ein Verzeichnis der weiterführenden Literatur, das den Leser neugierig macht. Ein umfangreiches Glossar sichert bei Fragen einen breiten Überblick.

Das Buch verdeutlicht, wie sehr sich die molekulare Biotechnologie von der traditionellen Biotechnologie unterscheidet. Vor noch nicht einmal 50 Jahren beschränkte sich Biotechnologie noch auf die Zucht von Pflanzen und Tieren oder auf die Herstellung von Produkten wie Alkohol und Joghurt. Heute dagegen greift die Wissenschaft bereits aktiv in Lebensprozesse ein und verändert nicht nur Zellen, sondern auch komplette Pflanzen und Tiere. Daneben erschafft sie über Protein-Engineering neuartige biologische Produkte oder manipuliert den Stoffwechsel. An die moderne molekulare Biotechnologie sind Entwicklungen von neuartigen Wissenschaftszweigen wie etwa Nanotechnologie oder von hochkomplexen Computerprogrammen zur Datenverarbeitung gekoppelt.

Ein Schwerpunkt des Buches beschäftigt sich mit dem Einsatz der molekularen Biotechnologie in der Medizin. Dabei wird nicht nur ihr Einsatz in der Gentherapie von genetisch bedingten Störungen behandelt, sondern auch ihre Bedeutung in der Therapie von Krebs-, Infektionsoder nicht-infektiösen Krankheiten wie etwa Fettsucht. In der biologischen Kriegsführung und dem Bioterrorismus zeigt schließlich die molekulare Biotechnologie ihre negativen Seiten. Hochgefährliche Viren können in harmlosen Bakterien versteckt werden und Menschen bedrohen. Das abschließende Kapitel über Bioethik in der Biotechnologie könnte vor diesem Hintergrund bei Neuauflagen durchaus etwas ausführlicher angelegt werden.

Das Buch bietet einen breiten und aktuellen Überblick über ein stetig wachsendes Wissenschaftsfeld. Es ist zu empfehlen, denn es liefert nicht nur Wissen, sondern auch Argumente für wichtige gesellschaftliche Diskussionen.

Dr. Manfred Reitz, Jena (Germany)