Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2012; 47(1): 50-56
DOI: 10.1055/s-0032-1301381
Fachwissen
Anästhesie & Intensivmedizin Topthema: Der erhöhte intrakranielle Druck
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der erhöhte intrakranielle Druck – Therapiestrategien und Outcomerelevanz bei unterschiedlichen neurologischen und neurochirurgischen Krankheitsbildern

Intracranial hypertension in various brain diseases – Specific therapy and outcome
Farid Salih
,
Christoph Rosenthal
,
Stefan Wolf
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Publication Date:
27 January 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die Therapie eines erhöhten intrakraniellen Druckes (intracranial pressure, ICP) bei unterschiedlichen Gehirnerkrankungen erfolgte lange analog den Leitlinien zum Schädel-Hirn-Trauma. Erste randomisierte Studien zeigen nun, dass in Zukunft je nach Erkrankung ein differenzierter Einsatz insbesondere von hyperosmolaren Substanzen, Hyperventilation, Hypothermie, Steroiden und der Dekompressionskraniektomie notwendig ist. Prinzipiell sollte die ICP-Therapie um die Aufrechterhaltung einer ausreichenden zerebralen Perfusion und Oxygenierung ergänzt werden.

Abstract

Elevated intracranial pressure (ICP) in various brain diseases has for long time been treated according to guidelines for traumatic brain injury. First data of randomized study reveal, that specific treatment options like decompressive craniectomy, hyperosmotic agents, hyperventilation, hypothermia and steroids should have specific indications to control elevated ICP in future. In general, optimal ICP-treatment should also target sufficient cerebral perfusion and oxygenation.

Kernaussagen

  • Bei der Therapie einer ICP-Erhöhung sollte gleichzeitig ein ausreichender CPP aufrecht erhalten werden (60–70 mmHg), wenngleich Daten hierzu nur für SHT-Patienten vorliegen.

  • Prinzipien der intensivmedizinischen Allgemeintherapie und eine ”balanced anaesthesia“ bilden die Grundlage der ICP-Therapie.

  • Der Nutzen von Barbituraten insbesondere beim ischämischen Hirninfarkt ist sehr zweifelhaft.

  • Die externe Ventrikeldrainage gehört zum Standard der ICP-Therapie, insbesondere bei Vorliegen eines Hydrozephalus occlusivus oder malresorptivus.

  • Osmotherapeutika sollten nur als Bedarfs-Bolus eingesetzt werden. Mannitol beeinflusst die rheologischen Eigenschaften des Blutes etwas günstiger als hypertones Kochsalz.

  • Es gibt keine Evidenz dafür, dass Mannitol oder hypertones Kochsalz die Mortalität oder das funktionelle Outcome beim ischämischen Hirninfarkt mit ICP-Erhöhung positiv beeinflussen.

  • Steroide finden Anwendung beim perifokalen Ödem intrakranieller Tumore und bei der bakteriellen Meningitis (insbesondere mit Pneumokokken).

  • Bei intrazerebralen supraventrikulären Blutungen verschlechtern Steroide das Outcome.

  • Patienten < 60 Lebensjahren mit einem malignen Mediainfarkt profitieren von einer frühen Dekompressionskraniektomie.

  • Die milde Hypothermie wird derzeit bei intrazerebralen Blutungen und als add-on bei dekomprimierten Patienten mit einem malignen Mediainfarkt untersucht. Erste nicht-kontrollierte Studien zur milden Hypothermie beim malignen Mediainfarkt suggerierten mögliche positive Effekte.

Ergänzendes Material