Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein 83-jähriger Patient wurde aufgrund von Schmerzen im Bereich der thorakolumbalen
Wirbelsäule, verbunden mit zunehmender Kyphose und Gangstörung, zugewiesen. Seit 6
Jahren war ein Morbus Parkinson bekannt. Klinisch stand eine ausgeprägte Hyperkyphose
der Wirbelsäule im Stehen und Sitzen im Vordergrund, im Liegen war sie rückläufig.
Untersuchungen: Radiologisch zeigten sich Spondylosen, Osteochondrosen und Facettengelenksarthrosen
als Zeichen einer erheblichen Degeneration aller Wirbelsäulenabschnitte im Sinne einer
diffusen Skleletthyperostose (DISH). Diese pathologischen Veränderungen konnten die
beschriebene Haltungsstörung aber nicht ausreichend erklären. Die Sakroiliakalgelenke
waren lediglich altersentsprechend verändert, Syndesmophyten oder eine für eine ankylosierende
Spondylitis typische Ankylosierung waren nicht nachweisbar.
Diagnose, Therapie und Verlauf: Gemeinsam mit dem Neurologen wurde die Diagnose einer Kamptokormie im Zusammenhang
mit der Parkinson-Erkrankung gestellt. Unter intensiver balneophysikalischer und krankengymnastischer
Therapie, der Gabe von nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAR) und Intensivierung
der Parkinson-Medikation zeigte sich eine leichte Besserung der Gangstörung und des
Schmerzes, nicht aber der Neigung zur Hyperkyphose.
Folgerung: In der Differenzialdiagnose von Haltungsstörungen bei Wirbelsäulenerkrankungen, insbesondere
bei der Hyperkyphose, ist die Kamptokormie als seltene Manifestation unterschiedlicher
Erkrankungen wie dem Morbus Parkinson von Bedeutung. Die Therapie der Kamptokormie
ist schwierig und meist nicht zufriedenstellend.
Abstract
History and admission findings: An 83-year-old patient with Parkinson's disease was referred because of pain in the
thoracolumbar spine, increasing kyphosis and gait disturbance. Clinically, the main
anomaly was a marked hyperkyphosis of the spine during standing and sitting which
regressed while recumbent.
Investigations: Radiologically, spondylosis, osteochondrosis, and facet joint arthrosis demonstrated
marked degeneration of the spine (diffuse skeletal hyperostosis, DISH). But the postural
disorder could not adequately be explained by these pathological changes. The sacroiliac
joints were age-appropriate, syndesmophytes or ankylosis typically of AS were not
detectable.
Diagnosis, treatment and course: A diagnosis of camptocormia in connection with the known Parkinson's disease was
made together with the neurologist. Intensive physio- and balneotherapy, the administration
of non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) and an intensification of the Parkinson
medication led to a slight improvement of gait disturbance and pain, but not of the
tendency to hyperkyphosis.
Conclusion: In the differential diagnosis of postural disorders in spinal diseases, especially
in case of hyperkyphosis, camptocormia is of importance as a rare manifestation of
different diseases, such as Parkinson‘s disease. The treatment of camptocormia is
difficult and usually not satisfactory.
Schlüsselwörter
Kamptokormie - Morbus Bechterew - ankylosierende Spondylitis - Morbus Parkinson -
„bent spine“ - Hyperkyphose
Keywords
camptocormia - ankylosing spondylitis - Parkinson‘s disease - hyperkyphosis - bent
spine