Zusammenfassung
Ziel der Studie:
Die Frage, mit welchen Methoden der Erfolg von medizinischen Rehabilitationsmaßnahmen
beurteilt werden sollte, hat eine lange und kontroversenreiche Geschichte. Vor diesem
Hintergrund war es Anliegen des Projekts „Ergebnismessung in der medizinischen Rehabilitation“,
ein besseres Verständnis des Veränderungsgeschehens und seiner Messung zu entwickeln
und mögliche Ursachen für die Diskrepanzen zwischen den Ergebnissen der direkten und
indirekten Veränderungsmessung aufzuklären. Konkrete Ziele der vorliegenden Studie
waren: 1. unterschiedliche Veränderungsverläufe („Trajektorien“) mittels möglichst
einfacher und anschaulicher Methoden dazustellen, 2. die gefundenen Lösungen zu vergleichen,
3. Zusammenhänge mit den Ergebnissen der direkten Veränderungsmessung bzw. globalen
Erfolgsschätzung aufzuzeigen und 4. schließlich die Prädiktionskraft der verschiedenen
Veränderungsmaße zu vergleichen.
Methodik:
Datenbasis bildete ein gut dokumentierter Datensatz aus der Rehabilitationsforschung,
in dem sowohl die indirekte und direkte Veränderungsmessung als auch die globale Erfolgsmessung
realisiert wurden und der es somit erlaubte, unterschiedliche Methoden der Ergebnismessung
miteinander zu vergleichen. Anhand von n=466 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen
wurden anhand der Prä-Post-Daten unterschiedliche Verlaufstypen (3 und 5 Gruppen)
der Veränderung gebildet.
Ergebnisse:
Je nach gewähltem Grenzwert für positive oder negative Verläufe und gewähltem Endpunkt
verbesserten sich zwischen 20 und knapp 40% der Patienten im Nachbeobachtungszeitraum.
Der Anteil der Verschlechterten lag etwa in der gleichen Größenordnung. In mindestens
einem Endpunkt waren aber bei zwei Drittel der Patienten Verbesserungen festzustellen.
Diese Gruppe gab einen deutlich besseren globalen Rehabilitationserfolg an als diejenigen,
die in keinem Endpunkt Verbesserungen erfahren hatten. Die Analysen der Prädiktionskraft
der einzelnen Verlaufstypen (3 Monate) hinsichtlich des Status nach 12 Monaten zeigen,
dass sie über unterschiedliche Prädiktoren und auch über die Eingangsbelastung hinaus
substanziell zur Varianzaufklärung beitragen. Das Gleiche gilt für die Vorhersage
eines sozialmedizinisch relevanten Außenkriteriums (Arbeitsunfähigkeitszeiten).
Schlussfolgerung:
Die Beschreibung von Verlaufstypen der Veränderung führt zu sinnvollen Ergebnissen.
Gegenüber komplexen statistischen Verfahren hat diese Methode den Vorteil, dass die
so gebildeten Patientengruppen inhaltlich klar definiert sind und anschaulich interpretiert
werden können.
Abstract
Objective:
The question of which methods should be used to assess the effects of medical rehabilitation
has a long and controversial history. With regard to this background the project „Outcome
measurement in medical rehabilitation“ aimed at developing a better understanding
of the process of change and its assessment. We also looked into possible causes for
discrepancies between the results of direct and indirect measures of change. Aims
of our study were: (1) to picture trajectories of change in a simple and descriptive
way, (2) to compare the resulting solutions, (3) to highlight relations with direct
measurement of change and/or global estimation of effects, (4) to compare the predictive
value of different measurements of change.
Methods:
We used available data from rehabilitation research which covered direct and indirect
measurement of change as well as global measurement of effects and which therefore
enabled us to compare different methods of outcome measurements. The well documented
record includes data from n=466 patients with chronic back pain. Different trajectories
(3 and 5 groups) were defined using their pre/post data.
Results:
Depending on limits chosen for positive or negative courses and chosen outcome 20%
to almost 40% of the patients showed improvements over the follow-up period. About
the same percentages changed for the worse. However, two-thirds of the patients improved
at least in one outcome. Compared with those, who did not experience improvements
in any outcome, this group indicated better global rehabilitation effects. The different
types of trajectories (3 and 5 groups) substantially contribute to the explained variance
of catamnestic status at 12 months beyond other predictors as well as beyond initial
status. The same applies to the prediction of disability days.
Conclusion:
The description of trajectories of change yields useful results. In contrast to complex
statistical methods we were able to identify groups of patients that can easily be
described.
Schlüsselwörter Trajektorien - Ergebnismessung - Medizinische Rehabilitation
Key words trajectories - outcome measurement - medical rehabilitation