Zentralbl Chir 2012; 137(03): 204
DOI: 10.1055/s-0032-1320105
Kurz referiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
18 June 2012 (online)

 

Ileoanale Pouch-Anastomose bei Colitis ulcerosa

Lebensqualität und Gesundheitszustand vor und nach ileoanaler Pouch-Anastomose bei Colitis ulcerosa.

Quality of life and health status before and after ileal pouch-anal anastomosis for ulcerative colitis.

Heikens JT, de Vries J, Goos MR et al.
Br J Surg 2012; 99: 263–269

In Kürze

‣ Die ileoanale Pouch-Anastomose (IAPA) gilt als Goldstandard in der chirurgischen Therapie bei Patienten mit therapierefraktärer Colitis ulcerosa. Ziel dieser Studie aus den Niederlanden war es, die Lebensqualität und den Gesundheitszustand von Patienten mit einer IAPA (J-Pouch mit Stapler-Anastomose) zu untersuchen und mit einer gesunden Population zu vergleichen.

Die Autoren untersuchten daher die Fragebögen von 30 Patienten, bei denen zwischen 2003 und 2008 aufgrund einer Colitis ulcerosa initial eine offene subtotale Kolektomie durchgeführt worden war und dann zu einem späteren Zeitpunkt offen eine IAPA angelegt wurde (zweizeitiges Vorgehen - eine Proktokolektomie mit simultaner IAPA war Ausschlusskriterium). Diesen Patienten waren die entsprechenden Fragebögen vor der IAPA-Operation ausgehändigt bzw. 6, 12, 24 und 36 Monate nach der Operation zugeschickt worden.

Im Vergleich präoperativ zu postoperativ zeigte sich, dass es insgesamt 12 Monate dauerte, bis sich die Lebensqualität laut Fragebogen (WHOQOL-100) signifikant gebessert hatte. Bezüglich des Gesundheitszustandes war eine Verbesserung in einigen Bereichen des Fragebogens (RAND-36) bereits nach 6 Monaten nachweisbar und nach 3 Jahren zeigten sich für fast alle Bereiche Steigerungen.

Verglichen mit der Referenzpopulation, zeigten sich vor der IAPA-Operation deutlich schlechtere Werte sowohl für die Lebensqualität als auch den Gesundheitszustand. Bereits nach sechs Monaten postoperativ war die Lebensqualität dann in vier von sechs Bereichen des Fragebogens vergleichbar mit der Referenzpopulation, was auch nach 3 Jahren noch nachvollziehbar war. Bezüglich des Gesundheitszustandes zeigten sich nach 6 Monaten zwar noch deutlich schlechtere Werte, nach 3 Jahren waren die Ergebnisse jedoch in fünf von acht Bereichen des Fragebogens vergleichbar mit der Referenzpopulation.

Diese Daten zeigen, dass sich sowohl die Lebensqualität als auch der Gesundheitszustand von Patienten nach einer IAPA positiv verändert und in vielen Bereichen vergleichbar zur gesunden Referenzpopulation ist, wobei sich die Lebensqualität schneller verbessert als der Gesundheitszustand.

Lymphadenektomie beim Nebennierenrindenkarzinom

Einfluss der Lymphadenektomie auf das onkologische Ergebnis bei Patienten mit Nebennierenrindenkarzinom.

Impact of lymphadenectomy on the oncologic outcome of patients with adrenocortical carcinoma.

Reibetanz J, Jurowich C, Erdogan I et al.
Ann Surg. 2012; 255: 363–369

In Kürze

‣ Karzinome der Nebennierenrinde stellen eine seltene Tumorentität mit allerdings schlechter Prognose dar. Bezüglich der chirurgischen Resektion ist weiterhin unklar, ob eine lokoregionäre Lymphknotendissektion (LKD) sinnvoll ist.

Um diese Frage zu klären, untersuchten die Autoren in einer retrospektiven Auswertung die Krankenakten von Patienten aus dem Deutschen Nebennieren-Karzinom-Register (www.nebennierenkarzinom.de). Patienten mit inkompletter Resektion oder Fernmetastasen wurden ausgeschlossen. Sofern sich mindestens 5 Lymphknoten (was der medianen Anzahl entfernter Lymphknoten entsprach) im OP-Präparat befanden, wurde von einer lokoregionären Lymphknotendissektion ausgegangen.

Insgesamt 47 von 283 Patienten (16,6 %) befanden sich in der LKD-Gruppe, bei 236 Patienten (83,4 %) erfolgte keine lokoregionäre Lymphknotendissektion (KLL). Patienten in der LKD-Gruppe hatten eine höhere mediane Tumorgröße (12,0 cm vs. 10,0 cm, p = 0,007) und wurden häufiger einer multiviszeralen Resektion zugeführt (47,8 % vs. 18,1 %, p < 0,001).

Nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 40 Monaten (lebende Patienten) zeigte sich in einer adjustierten multivariaten Analyse ein signifikant erniedrigtes Risiko bezüglich eines Tumorrezidivs (Hazard-Ratio = 0,54; 95 %-Konfidenzintervall: 0,53–0,98; p = 0,042) und bezüglich der krebsbezogenen Todesrate (Hazard-Ratio = 0,54; 95 %-Konfidenzintervall: 0,29 – 0,99; p = 0,049) für Patienten mit lokoregionärer Lymphknotendissektion.

Zusammenfassend weisen diese Daten darauf hin, dass Patienten mit einem lokalisierten Karzinom der Nebennierenrinde von einer lokoregionären Lymphknotendissektion profitieren könnten. Da es aufgrund der sehr niedrigen Inzidenz der Erkrankung vermutlich nicht möglich sein wird, diese Aussage im Rahmen einer randomisierten Studie zu überprüfen bleibt abzuwarten, ob die LKD zukünftig in die entsprechenden Leitlinien übernommen wird.