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DOI: 10.1055/s-0032-1323007
Einfluss von Angst und Depression bei Angehörigen von Palliativpatienten auf die Einschätzung der Symptombelastung des Patienten
Fragestellung: Prospektive Evaluation von Angst und Depression bei Angehörigen von Palliativpatienten und ihres Einflusses auf die Beurteilung von Häufigkeit, Intensität, Belastung und Therapiebedarf physischer und psychischer Symptome des Patienten.
Methodik: Fragebogenanalyse mittels General Anxiety Disorder-Scale (GAD-7) und Patient Health Questionnaire (PHQ-9) bei 33 Angehörigen ≤24h nach Aufnahme der Patienten auf die Palliativstation. Zeitgleiche Einschätzung der Symptome des Patienten durch den Patient und den Angehörigen mit der modifizierten Memorial Symptom Assessment Scale (erweitert um den Therapiebedarf).
Ergebnisse: 70% der Angehörigen zeigten Symptome einer manifesten Angst bzw. 73% einer Depression (davon 63 bzw. 35% mild, 17 bzw. 43% mäßig und 20 bzw. 21% schwerwiegend), beides unabhängig vom Alter oder Geschlecht des Angehörigen. Mit der Angst der Angehörigen korrelierte ihre Einschätzung der Angst des Patienten signifikant (r=0,50; p=0,004). Die Depression der Angehörigen korrelierte signifikant mit ihrer Einschätzung der Dyspnoe, Übelkeit und Angst des Patienten (r=0,40, r=0,45, r=0,50). Die Differenz in der Einschätzung zwischen Patient und Angehörigen korrelierte für die Patienten-Symptome Obstipation und Angst signifikant sowohl mit der Angst als auch der Depression der Angehörigen. Die Zahl der nicht übereinstimmenden Einschätzungen zwischen Patient und Angehörigen über alle Symptome korrelierte ebenfalls signifikant mit dem Grad der Angst des Angehörigen (p=0,03). Dabei wurden 73% der Symptome überschätzt, was ebenfalls signifikant mit der eigenen Angst der Angehörigen korrelierte (p=0,02).
Schlussfolgerung: Angehörige von Patienten auf Palliativstationen sind häufig selbst von Ängsten und Depression belastet. Dies beeinflusst ihre Einschätzung der Symptome der Patienten und so indirekt deren Behandlung. Daher sollte eine palliativmedizinische Patientenversorgung stets die psychologische Betreuung der Angehörigen beinhalten.