Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_28
DOI: 10.1055/s-0032-1323029

Umgang mit Todeswünschen in der spezialisierten Palliativversorgung

M Galushko 1, G Frerich 1, R Voltz 1, 2, 3
  • 1Zentrum für Palliativmedizin, Universitätsklinik, Köln, Germany
  • 2Centrum für Integrierte Onkologie Köln/Bonn, Köln, Germany
  • 3Zentrum für Klinische Studien, Köln, Germany

Fragestellung: Todeswünsche, einschließlich der Bitten nach aktiver Sterbehilfe (AS) und ärztlich assistiertem Suizid (AAS), gehören zum Alltag palliativmedizinischer Versorgung. Herauszuarbeiten, wie Professionelle der spezialisierten Palliativversorgung mit Todeswünschen umgehen, ist Ziel des Projekts.

Methodik: Narrative Interviews werden mit Professionellen unterschiedlicher Berufsgruppen mit mindestens 1 Jahr Erfahrung in der Palliativversorgung (ausgewählt nach theoretical sampling) durchgeführt, digital aufgenommen und transkribiert. Es wird ein Inventar der genannten Interventionen angelegt. Die Auswertung erfolgt nach der Dokumentarischen Methode.

Ergebnisse: Bisher wurden 13 narrative Interviews mit Pflegenden, Sozialarbeitern, Psychologen und Ärzten an 3 Standorten durchgeführt. Es fand sich eine Vielfalt an je berufsgruppenspezifischen Interventionen (z.B.: ärztlich: Symptomkontrolle, Palliative Sedierung; psychologisch: Umstrukturierung, Ressourcenaktivierung; pflegerisch: Pflegemaßnahmen). Übergreifend erwies sich der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu den Patienten als eine herausragende Komponente im Mildern von Leid, das in einem Todeswunsch zum Ausdruck gebracht wurde. Belastungen seitens der Mitarbeiter traten bei Schwierigkeiten in der Regulation von Nähe und Distanz zum Patienten auf, z.B. bei aggressiven Forderungen nach AS/AAS bzw. bei persönlicher Verbindung zum Patienten.

Schlussfolgerung: Die Vielfalt der Interventionsmöglichkeiten kann zu einer Erweiterung des je professionsspezifischen Handlungsspielraums beitragen. Da unabhängig von der Profession der Beziehungsaufbau zum Patienten zentral ist, benötigen Professionelle dazu eine sehr gute Regulationsfähigkeit. Die deutliche Belastung im Umgang mit Todeswünschen kann u.a. auf einen hohen Anspruch an die eigene Arbeit bzw. geringe strukturelle Steuerungsmöglichkeiten bei der Patientenbetreuung zurückzuführen sein.

Die Studie wird gefördert durch KölnFortune (108/2010).