Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - KT_31
DOI: 10.1055/s-0032-1323032

Bedürfnisse dementer Pflegeheimbewohner am Lebensende: Die Sicht der Familienangehörigen und der Versorgenden

Y Eisenmann 1, B Strohbücker 2, M Galushko 1, T Montag 1, KM Perrar 1, R Voltz 1
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum für Palliativmedizin, Köln, Germany
  • 2Uniklinik Köln, Pflegedirektion, Köln, Germany

Fragestellung: Bisher ist in Deutschland wenig bekannt zu den Bedürfnissen dementer Pflegeheimbewohner am Lebensende. Dazu wurde hier die Fremdperspektive betrachtet.

Methodik: In einer qualitativ-explorativen Studie wurden episodische Einzelinterviews mit 5 Angehörigen, 10 Versorgenden und 3 Fokusgruppen erhoben und mittels Grounded Theory ausgewertet. Die Analyse nimmt Bezug auf die Untergruppe der Demenzerkrankten.

Ergebnis: Die Angehörigen wünschten sich von Pflegenden und Ärzten ausreichend Zeit für die Betreuung ihrer Familienmitglieder und einen liebevollen Umgang. Sie erwarteten von Ärzten und Pflegenden, nicht nur die aktuelle Krankheitsphase zu betrachten, sondern die gesamte Persönlichkeit mit ihrer Geschichte einzubeziehen.

Hausärzten und Pflegenden war eine kontinuierliche Betreuung der Bewohner wichtig, um Vertrauen aufzubauen, auf Vorlieben einzugehen und Krankenhauseinweisungen zu vermeiden. Die Versorgenden klagten über mangelnden Informationsaustausch zwischen den Berufsgruppen. Insbesondere Pflegende wünschten sich einen fachlichen Austausch und Ansprechpartner bei Unsicherheiten.

Für alle Befragten war es essentiell, körperliches Wohlbefinden z.B. durch Schmerzfreiheit zu gewährleisten. Alle sahen bei Angehörigen Bedarf an ärztlicher Unterstützung zu rechtlichen und alltäglichen Versorgungsfragen. Heimmitarbeiter begleiteten sie emotional und beratend, besonders bei Symptomen der letzten Lebensphase und Belastungen.

Schlussfolgerung: Die Bedürfnisse dementer Bewohner in der letzten Lebensphase und ihrer Familienangehörigen sind breit und können durch den Palliativ- und Hospizansatz unterstützt werden. Über lange Zeit nicht mit dem dementen Menschen verbal kommunizieren zu können, stellt für die Angehörigen eine besondere Belastung dar. Hier bedürfen sie gerade am Lebensende einer besonderen Unterstützung.

Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Nr.306–1700–11/001).