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DOI: 10.1055/s-0032-1323051
Atemnot im Kontext fortgeschrittener Erkrankungen: Ein Vergleich zwischen Patienten mit COPD und Bronchialkarzinom
Ziel: Atemnot ist ein häufiges Symptom am Lebensende. Ob das Erleben von Patienten mit Atemnot mit unterschiedlichen Erkrankungen variiert ist wenig untersucht. Ziel der Studie war es daher, das Erleben und die Bedeutung von Atemnot bei Patienten mit COPD oder Bronchialkarzinom am Lebensende zu erfassen und vergleichen.
Methode: Qualitative Studie eingebettet in eine Longitudinalstudie. Die leitfadengestützten Interviews wurden im häuslichen Umfeld der Teilnehmer oder im Krankenhaus durchgeführt. Die Interviews wurden transkribiert und mittels Framework Analysis ausgewertet.
Ergebnisse: Zehn Patienten mit COPD und acht mit fortgeschrittenem Bronchialkarzinom wurden interviewt. Gemeinsamkeiten im Erleben der Atemnot waren Verschlechterung der Atmung im Krankheitsverlauf, Atemnotepisoden bei Anstrengung, zunehmende Einschränkungen in den Aktivitäten des alltäglichen Lebens und krankheitsbedingte persönliche oder familiäre Krisen. Ein deutlicher Unterschied zeigte sich in den Anpassungsleistungen und -strategien der Patienten auf ihr jeweiliges Krankheitserleben und die auftretenden Krisen. Während COPD-Patienten versuchten trotz der Atemnot die Kontrolle über ihr Leben zu erhalten/zurück zu bekommen, formulierten die teilnehmenden Patienten mit Bronchialkarzinom vor allem ein Bedürfnis nach Sicherheit. Sie waren sich zudem häufig über ihre palliative Situation und ihr nahendes Lebensende bewusst und wollten die Möglichkeit nutzen, sich zu verabschieden.
Schlussfolgerung: Atemnot bei fortgeschrittenen Erkrankungen wird von den beiden Patientengruppen ähnlich erlebt. Sie führt jedoch zu verschiedenen Reaktionen oder Anpassungsstrategien, die sich vermutlich eher an der Art der Erkrankung und dem Krankheitsstadium orientieren, als am Symptom selbst. Professionell Helfende müssen dies in der Versorgung berücksichtigen. So kann das Auftreten von Atemnot einen Ansatzpunkt bieten über das Krankheitserleben und die Organisation der weiteren Versorgung zu sprechen.