Zusammenfassung
Die Fazialisparese ist nicht nur eine mimische Bewegungsstörung, sondern führt bei
zahlreichen Patienten unter Umständen bereits im akuten Stadium, sehr häufig aber
im chronischen Stadium zu einer emotionalen und kommunikativen Störung. In dieser
Übersichtarbeit werden die derzeitigen Kenntnisse der psychologischen und neurobiologischen
Grundlagen des Zusammenhangs zwischen Gesichtsmimik und Emotion und den Beziehungen
zwischen einer gestörten Gesichtsmimik und emotionalen und kommunikativen Störung
darstellt. Derzeit ist über die Folgen einer Fazialisparese auf die Emotionsfähigkeit
und emotionale Kommunikationsfähigkeit nur wenig bekannt. Viele Patienten klagen nicht
nur darüber, dass der Anblick ihres Gesichts bei anderen Personen negative Gefühle
hervorruft, sondern auch darüber, dass andere Personen ihren inneren Gefühlszustand
nicht mehr adäquat von ihrem Gesichtsausdruck abgelesen werden kann. Das alles führt
bei den Patienten zu Stress, Angst und häufig zur Depression. Die Patienten vermeiden
folglich soziale Kontakte, was diese Störungen verstärkt. Mit dem Facial Disability
Index steht dem HNO-Arzt ein einfacher Fragebogen zur Verfügung um derartige Störungen
zu entdecken. Standardisierte Therapiekonzepte, die auf eine Verbesserung des emotionalen
Gesichtsausdrucks abzielen und solche Störungen behandeln, liegen bislang nur in rudimentärer
Weise vor. Hier gibt die Arbeit ebenfalls einen Ausblick auf neue Behandlungsverfahren,
die wir in unserem Jenaer Fazialis-Nerv-Zentrum zurzeit entwickeln und evaluieren.
Abstract
Emotional Impact of Facial Palsy
Facial palsy is not only a movement disorder but leads also to an emotional and communicative
disorder in chronic stage but also in some patients already during the acute phase
of the disease. The present review describes the current knowledge of the neurobiological
and psychological fundamentals on the relation of facial movement and its emotional
context. So far there is not much knowledge on the impact of a facial palsy on the
interaction between facial movement, emotional processing and communicative skills
of the patient. The emotional contagion seems to be reduced in patients with facial
palsy. The ability to express emotions seems also to be reduced. Moreover, the patients
feel to be perceived negatively. In fact, most of the expressions of patients with
facial palsy are allocated with a negative affect even when the patients are smiling.
Patients with facial palsy react with negative stress, anxiety and depression. The
patients avoid social contacts. In turn, this reinforces the communicative disorder.
The otorhinolaryngologist can use the Facial Disability Index as a simple questionnaire
to detect such dysfunctions. Diagnostics that are necessary to develop a therapy program
are presented in this review. Standardized therapy concepts that are not only treat
the movement disorder but also the emotional context is missing so far. Finally, the
review will give an outlook on potential therapy strategies.
Schlüsselwörter
Fazialisparese - Kommunikationsstörung - Depression - Gesichtsausdruck - Mimik - Emotion
Key words
facial palsy - communcative disorder - depression - facial expression - mimic - emotion
