Rehabilitation (Stuttg) 2013; 52(02): 126-131
DOI: 10.1055/s-0032-1327694
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Berufliche Teilhabe integrationsorientiert gestalten

Die Umsetzung der Ergebnisse des Entwicklungsprojektes RehaFutur in die Beratungspraxis der RentenversicherungDeveloping the Integration-Oriented Participation into Working LifeThe Implementation of the Results of the Nationwide Development Process RehaFutur in the Consultation Practice of the Deutsche Rentenversicherung Westfalen
N. Gödecker-Geenen
1   Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Abteilung für Rehabilitation, Münster
,
H.-P. Riedel
2   Deutsche Akademie für Rehabilitation, Bonn
,
T. Keck
3   Deutsche Rentenversicherung Westfalen, Erster Direktor, Münster
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Publication History

Publication Date:
24 April 2013 (online)

Zusammenfassung

Der seit dem 1.4.2011 durchgeführte Modellversuch „RehaFuturReal“ der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Westfalen stellt die Umsetzung der Ergebnisse des bundesweiten Entwicklungsprozesses RehaFutur in die Beratungspraxis der DRV Westfalen dar. Er will die Beschäftigungsfähigkeit durch die nachhaltige Umsetzung von Individualisierung, Flexibilisierung und Integra­tionsorientierung im Rahmen des Rehabilita­tionsprozesses erreichen und sichern. Die Teilnehmer rekrutierten sich zum großen Teil (75%) aus der medizinischen Rehabilitation aus verschiedenen Indikationsbereichen (Schwerpunkte: Orthopädie, Kardiologie). Sie erfüllten die 3 Auswahlkriterien noch vorhandener Arbeitsplatz, vorliegende berufliche Integrationsproblematik sowie Unterstützungsbedarf im Hinblick auf die berufliche Integration. Sie wurden nachgehend durch ein individualisiertes und strukturiertes Reha-Management unterstützt und begleitet. Der Altersdurchschnitt der Rehabilitanden lag bei 47,3 Jahren (Altersspanne 33–57 Jahre), also ein für berufliche Teilhabeleistungen eher hohes Lebensalter. Die Rehabilitanden wiesen einen hohen Motivationsgrad bezüglich ihrer Teilnahme an Leistungen zur Teilnahme am Arbeitsleben und zur Fortsetzung ihrer beruflichen Tätigkeit trotz weiterhin bestehender körperlicher Beeinträchtigungen (83%) auf. Durch intensivierte Beratungs- und Unterstützungsleistungen sowie durch begleitende Qualifizierungsleistungen konnte für eine hohe Anzahl der Versicherten eine berufliche Integrationsperspektive beim bisherigen bzw. bei einem neuen Arbeitgeber erreicht werden (74%). Im Rahmen einer engen Kooperation des Leistungsträgers mit einem Berufsförderungswerk, den Arbeitgebern und dem Leistungsberechtigten wurde ein Kooperationsnetzwerk geschaffen, das individualisierte, modularisierte und flexibilisierte Integrationslösungen ermöglicht. Der Modellversuch RehaFuturReal der DRV Westfalen zeigt, dass umfassende Beratungsleistungen und eine zielgerichtete Kooperation und Vernetzung aller Beteiligten den Teilhabeprozess der behinderten Menschen erheblich verbessern. Um die berufliche Rehabilitation zukunftsfähig zu gestalten, sollten die bisher erarbeiteten Konzepte konsequent und interdisziplinär in konkrete Umsetzungsaktivitäten überführt werden.

Abstract

The pilot project RehaFuturReal of the Deutsche Rentenversicherung Westfalen (DRV) has been in progress since 1st April, 2011 and constitutes the implementation of the results of the na­tionwide development process RehaFutur in the consultation practice of the DRV Westfalen. In order to achieve and secure employability, this pilot project aims at sustained implementation of improved individualisation, flexibility and orientation towards integration, in the framework of the rehabilitation process. The participants are mostly recruited (75%) from different fields of medical rehabilitation (foremost orthopaedy, cardiology). They all meet the 3 selection criteria, which are present employment, current problems concerning occupational integration as well as a demand for occupational rehabilitation. They all have received support and guidance by individualised and structured rehab-management. The average age of the participants was 47.3 years (age range: 33–57 years), which is a rather old age for occupational rehabilitation. In spite of enduring physical disadvantages (83%), it turned out, that the participants had a high level of motivation concerning occupational rehabilitation services and the continuation of their employment, By offering intensive consultation and support, as well as accompanying vocational training, an occupational perspective either with the old employer or with a new employer could be reached for a large number of participants (74%). In the framework of close cooperation between the funding social security institutions, the vocational training institutions, the employers and the receivers of the services, a network has been created, which allows individualised, modularised and flexible integration solutions. In line with the pilot project RehaFuturReal of DRV Westfalen it became apparent, that in order to make occupational rehabilitation future-proof and sustainable, the already developed concepts should be transferred in actual acts of implementation consequently and interdisciplinary.

 
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