Zusammenfassung
In dem Beitrag werden Herausforderungen konzeptioneller und methodischer Art diskutiert,
die die Teilhabeforschung zu bewältigen hat, um langfristig erfolgreich zu sein. Ziel
des Artikels ist es nicht, Lösungen für die aufgeführten Probleme bereitzustellen;
es soll vielmehr durch die Diskussion Sensibilität für die Komplexität der Umsetzung
qualitativ hochwertiger Studien zur Teilhabeforschung erzeugt werden. Folgende 3 Herausforderungen
werden erörtert:
1. Mit dem Ziel der Erleichterung von disziplinübergreifender Kommunikation und der
Ermöglichung kumulativen Wissens auch außerhalb des Rahmens der eigenen Forschungsumgebung
wird es wichtig sein, dass Studien zur Teilhabeforschung genau klären und explizit
kommunizieren, welche Facetten des Konstrukts „Teilhabe“ vor dem Hintergrund welches
Grundverständnisses von Teilhabe Gegenstand der jeweiligen Arbeit sind.
2. Eine vollständig entwickelte Teilhabeforschung ist in vielen Fällen nur interdisziplinär
denkbar. Der jetzige Zustand kann als Übergang zwischen Prä-Interdisziplinariät und
Multidisziplinarität angesehen werden und bedarf somit einer Weiterentwicklung. Der
wohl wichtigste Erfolgsfaktor für interdisziplinäres Arbeiten ist die Einstellung
des einzelnen Forschers: Interdisziplinäres Arbeiten muss von der Bereitschaft getragen
sein, eigenes Wissen und eigene forschungsbezogene Prinzipien und Methoden zu hinterfragen
und von anderen lernen zu wollen. Die Rahmenbedingungen der Forschung können dies
erleichtern, wenn es gelingt, funktionierende Kommunikationszusammenhänge von Teilhabeforschern
zu institutionalisieren, einen Bestand an gemeinsam anerkanntem Methoden- und Gegenstandswissen
aufzubauen und für Teilhabeforscher spezifische Förder- und Karrierestrukturen zu
schaffen.
3. Ein wichtiges Element eines gemeinsam anerkannten Wissens wären Methoden und Theorien
zur integrierten Berücksichtigung von Person- und Umweltmerkmalen. Für den Bereich
der integrativen Theorien liefern sozial-ökologische Modelle, die insbesondere in
der Präventionsforschung und im „Public Health“-Bereich angewandt wurden, eine gute
Grundlage. Diese Modelle verfolgen das Ziel, personbezogene Faktoren gemeinsam mit
Merkmalen der materiellen, familiären, sozialen und einstellungsbezogenen Umwelt abzubilden,
um so ein Gesamtbild der Lebenswirklichkeit eines Menschen zu zeichnen. Die Weiterentwicklung
dieser Ansätze und ihre Übertragung auf den Kontext der Teilhabeforschung stellt eine
wichtige zukünftige Forschungsaufgabe dar, da diese Modelle die theoretische Grundlage
für die interdisziplinäre Kooperation der an der Teilhabeforschung beteiligten Disziplinen
darstellen und somit entscheidend sein werden für den langfristigen Erfolg von Teilhabeforschung.
Abstract
In this contribution we discuss the conceptual and methodological challenges with
which participation research must deal to achieve long-term success. It is not the
aim of this paper to identify solutions to those problems, but rather to facilitate
their discussion by enhancing the awareness of the complexity of implementing high-quality
participation research.
1. It is important that studies on participation research specify which aspects of
the concept “participation” are being addressed, in other words, how the term is being
interpreted. This would improve interdisciplinary communication beyond one’s immediate
research field while increasing cumulative knowledge.
2. Fully-developed participation research is generally only conceivable when carried
out in an interdisciplinary manner. Its current status can be considered a transition
between pre-interdisciplinary and multidisciplinary efforts requiring further development.
The key factor to the success of any interdisciplinary activity is each researcher’s
attitude, that is, interdisciplinary projects must be “carried” by the readiness of
the entire team to share as well as question their individual knowledge and expertise
and to show a willingness to learn from others. The research’s prevailing conditions
can make this easier when the functioning, communicative relationships among participation
researchers are set up to construct and incorporate an acknowledged repertoire of
methodology and knowledge and when participation researchers design specific promotion
and career structures.
3. Another main element of such shared knowledge would be methods and theories addressing
the integrated consideration of personal and environmental characteristics. Social-ecological
models, especially those used in the preventive sciences and public health field,
would provide a good basis for integrating theories. These models aim to define personal
factors in conjunction with aspects of the social and attitudinal environment of an
individual to gain deeper understanding of his or her life’s reality. The development
of these approaches and their implementation in participation research is a key future
goal, as these models represent the theoretical basis of interdisciplinary cooperation
among those disciplines active in participation research, making them essential to
its long-term success.
Schlüsselwörter
Teilhabe - Teilhabeforschung - Interdisziplinarität - sozial-ökologische Modelle -
Kontextfaktoren
Key words
participation - participation research - interdisciplinarity - social ecological models
- contextual factors