Zusammenfassung
Einleitung: Protheseninfektionen in der peripheren Bypasschirurgie stellen ein hochsignifikantes
Risiko hinsichtlich Morbidität und Extremitätenverlust dar. Bei fehlendem Venenmaterial
stellt sich die Frage nach einem geeigneten Gefäßersatz. Silberprothesen, Homografts
bzw. die Verwendung tiefer Venen ist mit zusätzlichen Risiken behaftet. Die Verwendung
einer biosynthetischen Prothese aus Schafskollagen auf einer Dacron-Matrix („Omniflow-II®“)
wurde als Alternativverfahren untersucht und die Erlössituation analysiert.
Material und Methoden: In der Zeit von Dezember 2010 bis Dezember 2011 wurden 8 Patienten aufgrund eines
klinisch, laborchemisch und durch Bildgebung nachgewiesenen Infekts einer funktionell
offenen bzw. akut verschlossenen Gefäßprothese in peripherer Lokalisation zur Behandlung
aufgenommen. Eingeschlossen wurden Patienten, bei denen eine In-situ-Rekonstruktion
der infizierten Prothese möglich war. Das infizierte Material wurde in toto entfernt,
eine mikrobiologische Probe gewonnen und bei fehlenden körpereigenen oberflächlichen
Venen eine biosynthetische Kollagenprothese („Omniflow-II®“) implantiert. Das Follow-up
der Patienten wurde anhand der Dokumentation aufgearbeitet. Die Erlössituation wurde
vor und nach Optimierung untersucht.
Ergebnisse: Die technische Durchführbarkeit war in allen Fällen gegeben. Ein mikrobiologischer
Nachweis von Erregern gelang in 5 von 8 Fällen. Bei einer mittleren Nachbeobachtungszeit
von 8 Monaten zeigten 7 von 8 Patienten eine klinische Ausheilung des Infekts. Die
primäre Offenheitsrate beträgt 63 %, die sekundäre 75 %, der Beinerhalt liegt bei
88 %. Ein Patient musste bei drohender Sepsis oberschenkelamputiert werden, ein weiterer
wurde nach 12 Monaten frustran thrombektomiert. Bei 4 PET-CT-Verlaufsuntersuchungen
zeigte sich eine deutliche Minderung der Glukoseutilisation im betroffenen Bereich.
Zur ausreichenden Erlösgenerierung ist differenziertes Kodierungswissen im DRG-Kontext
nötig.
Diskussion: Die Behandlung des Protheseninfekts in der peripheren Bypasschirurgie stellt bei
fehlendem körpereigenen Material in leicht zugänglicher Lokalisation hohe Ansprüche
an das zu verwendende Ersatzmaterial. Die vorliegende Untersuchung zeigt ermutigende
Ergebnisse bei der Verwendung einer biosynthetischen Kollagenprothese. Bei fehlenden
Langzeitergebnissen sollte das Verfahren jedoch nur nach entsprechender Aufklärung
des Patienten durchgeführt werden. Der zu erreichende Erlös deckt die höheren Kosten
des Transplantats.
Abstract
Introduction: Vascular graft infection in peripheral bypass surgery represents a highly significant
risk with regard to limb loss and morbidity. In the absence of autologous superficial
veins, finding a suitable replacement material can be difficult. Silver-coated polyester
grafts, homografts, or use of deep veins can pose additional risks. Use of a biosynthetic
collagen prosthesis on a Dacron matrix (“Omniflow-II®”) was investigated as an alternative
method, and the cost-effectiveness was evaluated.
Materials and Methods: From December 2010 to December 2011, eight patients with clinical symptoms of vascular
graft infection, confirmed by imaging, were treated. Graft function or acute graft
failure due to the infection was necessary for enrollment in the study. Infected material
was removed, microbiological specimens taken and, in the absence of superficial veins,
an “Omniflow-II®” prosthesis was implanted in an orthotopic position. Patients were
followed up to evaluate their outcome, and the cost-effectiveness of the procedure
was also analysed.
Results: The technical feasibility of the procedure was assessed in all cases. Pathogens were
detected in five of eight cases. After a mean follow-up of 8 months, seven of eight
patients showed that they were clinically cured of infection. Primary patency was
63 %, secondary patency was 75 %, and prevalence of limb salvage was 88 %. One patient
had to undergo limb amputation to avoid sepsis, and another unsuccessfully underwent
thrombectomy after 12 months. Four PET-CT follow-up studies showed a reduction of
uptake in the affected area. To generate adequate revenue by using this technique,
specialised knowledge of the diagnosis-related group system is necessary.
Discussion: Treatment of vascular graft infections in peripheral bypass surgery in the absence
of endogenous material necessitates the use of infection-resistant materials. The
present study showed promising results using a collagen-biosynthetic prosthesis. Due
to a lack of long-term results, the graft should be used only after detailed informed
consent is obtained from the patient. The expenses incurred by using the biosynthetic
graft should be covered adequately by revenues from these patients.
Schlüsselwörter
Gefäßchirurgie - Infektsanierung - Kosteneffektivität - Gefäßprotheseninfektion -
biosynthetische Gefäßprothese
Key words
vascular surgery - infection management - cost effectivity - vascular graft infection
- biosynthetic vascular prosthesis