Zentralbl Chir 2015; 140(04): 453-455
DOI: 10.1055/s-0032-1328355
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Milzruptur nach Koloskopie: Fallserie und Literatur-Review

Splenic Rupture after Colonoscopy: Case Series and Review of the Literature
F. Primavesi
Universitätsklinik für Chirurgie, Paracelsus Medizinische Universität Salzburg, Österrreich
,
J. Holzinger
Universitätsklinik für Chirurgie, Paracelsus Medizinische Universität Salzburg, Österrreich
,
D. Öfner
Universitätsklinik für Chirurgie, Paracelsus Medizinische Universität Salzburg, Österrreich
,
J. Hutter
Universitätsklinik für Chirurgie, Paracelsus Medizinische Universität Salzburg, Österrreich
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Publication History

Publication Date:
03 July 2013 (online)

Einleitung

Die Koloskopie ist eine heutzutage häufig angewandte, überwiegend sichere Untersuchung zur Detektion einer Vielzahl an kolorektalen Erkrankungen. Die Einführung der Screening-Koloskopie im Sinne einer Vorsorgeuntersuchung ermöglicht eine Reduktion der Inzidenz sowie Mortalität des kolorektalen Karzinoms um bis zu 60–70 % [1]. Alleine in Österreich werden pro Jahr mindestens 130 000–210 000 Dickdarmspiegelungen [2] durchgeführt. Zu den möglichen (schwerwiegenden) Risiken zählen zum Beispiel die Perforation (üblicherweise < 0,3 % [3], [4]) oder Blutung (< 0,1–0,6 %), wobei deren Frequenz unter anderem auch von simultanen therapeutischen Interventionen wie einer Polypektomie, Biopsie oder Dilatation abhängt [4].

Ebenso wie andere extraintestinale Komplikationen (Pneumothorax, Pneumomediastinum, Appendizitis, Mesenterialverletzungen, u. a.) [5] ist auch die Milzruptur nach Koloskopie ein äußerst seltenes Ereignis. Bisher wurden weltweit, seit der 1. Beschreibung durch Wherry et al. 1974 [6], in der Literatur etwa 100 Fälle in PubMed-gelisteten Veröffentlichungen beschrieben [7]. Die überwiegende Zahl der betroffenen Patienten berichtete von Symptomen innerhalb von 24 Stunden nach der Dickdarmspiegelung, die Diagnose wurde vor allem in den letzten Jahren zunehmend mittels Computertomografie gestellt. Im Unterschied zur posttraumatischen Milzruptur gibt es vergleichsweise wenige Berichte über eine erfolgreiche konservative Therapie, meistens war eine konventionelle Splenektomie unumgänglich [8], [9], eine minimalinvasive Operation wurde bisher lediglich 2-mal beschrieben [10], [11]. Es sind jedoch auch Einzelfälle einer interventionellen, organerhaltenden Embolisationstherapie bekannt [12].

Ziel der vorliegenden Studie ist, diese potenziell letale Komplikation der endoskopisch und notfallmedizinisch interessierten chirurgischen Kollegenschaft in das Bewusstsein zu rufen, um im Sinne einer Qualitätsverbesserung zur Komplikationsvermeidung beizutragen [13]. Dies scheint uns insbesondere angebracht, als eine rezente Publikation zeigen konnte, dass Koloskopien zu den häufigsten Auslösern von atraumatischen Milzrupturen zählen (neben Infektionen und Malignomen) [14]. Bei weiterhin zunehmender Anzahl an durchgeführten endoskopischen Untersuchungen [2] bei vermehrt auch älteren Patienten ist zudem das gehäufte Auftreten von bisher als selten klassifizierten Komplikationen zu befürchten.