Endoskopie heute 2013; 26 - FV24
DOI: 10.1055/s-0033-1333968

ERCP bei Säuglingen und Kindern – sinnvoll und sicher

A Dechêne 1, C Kodde 1, A Canbay 1, M Metzelder 2, S Kathemann 3, P Gerner 3
  • 1Universitätsklinikum Essen, Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Essen, Germany
  • 2Universitätsklinikum Essen, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Essen, Germany
  • 3Universitätsklinikum Essen, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin II, Essen, Germany

Einleitung: Die endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP) besitzt einen festen Stellenwert in der Diagnostik und Therapie pankreatikobiliärer Erkrankungen im Erwachsenenalter. Aufgrund der wesentlich geringeren Inzidenz im Säuglings- und Kindesalter sind Expertise und Erfahrungen mit der ERCP in dieser Altersgruppe deutlich geringer ausgeprägt und auf wenige Kliniken beschränkt. Wir berichten über die Ergebnisse aus einem deutschen Lebertransplantationszentrum.

Methode: Retrospektive Analyse der patienten- und prozedurbezogenen Daten aller zwischen 0 und 17 Jahre alter Patienten, die in den Jahren 2002 bis 2012 in der Universitätsklinik Essen per ERCP untersucht wurden. Die Altersgruppe jünger als 12 Monate wurde zusätzlich analysiert.

Ergebnisse: Bei 69 Patienten (38 m, 31w, mittleres Alter 8,3 Jahre) wurden insgesamt 118 endoskopisch retrograde Cholangiopankreatikografien durchgeführt (1 – 14, im Mittel 2,6 pro Patient). 100 Endoskopien wurden mit Ziel im biliären, 18 mit Ziel im pankreatischen Gangsystem durchgeführt. Die Indikationen waren: Diagnostik einer biliären Atresie (n = 18), kongenitale Gallenwegssklerose (n = 1), sekundär-sklerosierende Cholangitis (n = 3), primär sklerosierende Cholangitis (n = 13), Choledocholithiasis (n = 13), Choledochuszysten (n = 2), benigne DHC-Stenose (n = 4), maligne DHC-Stenose (n = 9), biliäres Cast-Syndrom (n = 3), biliäre Stenosen nach Lebertransplantation (n = 34), Diagnostik einer chronischen Pankreatitis (n = 4), Pankreatikolithiasis (n = 14).

Eine Sphinkterotomie wurde in 23% der Untersuchungen (n = 27) durchgeführt. Eine weitere therapeutische Intervention (Steinextraktion, Ballondilatation oder Stenting) wurde in 48% (n = 57) durchgeführt. Komplikationen traten in 13,5% (n = 16) auf: Blutungen ohne Transfusionsbedarf (n = 10), Pankreatitis Grad 1 (n = 5), Cholangitis (n = 1). Es zeigte sich keine ERCP-bedingte Letalität.

25 ERCP bei 24 Patienten (14 m, 10w, mittleres Alter 16,6 Wochen) aus dem o.a. Kollektiv wurden in der Altersgruppe < 12 Monaten durchgeführt. In dieser Untergruppe war die Ausschlussdiagnostik einer kongenitalen biliären Atresie (n = 18) die häufigste Indikation. Bei 8/18 dieser Patienten (44%) konnte die Verdachtsdiagnose ausgeschlossen und eine Laparotomie vermieden werden. Komplikationen traten in dieser Altersgruppe nicht auf.

Schlussfolgerung: Die ERCP kann auch bei Säuglingen und Kindern in diagnostischer und therapeutischer Zielsetzung sicher durchgeführt werden. Sowohl das therapeutische Spektrum als auch die Komplikationsrate ist vergleichbar denen bei erwachsenen Patienten. Insbesondere bei Säuglingen mit Verdacht auf eine biliäre Atresie ist die ERCP in der Lage, unnötige invasive Massnahmen zu vermeiden.