Endoskopie heute 2013; 26 - P5
DOI: 10.1055/s-0033-1333979

Die Fehldiagnose eines Magenkarzinoms rettet Leben

F Benedix 1, A Klötzler 2, A Wiese 1, D Nürnberg 1
  • 1Ruppiner Kliniken, Medizinische Klinik B, Neuruppin, Germany
  • 2Ruppiner Kliniken, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, Neuruppin, Germany

Berichtet wird über eine 78-jährige Patientin, bei der sich ambulant aus der PE eines Antrumulkus ein Magenkarzinom (Adenokarzinom vom intestinalen Typ) ergab. Die Aufnahme in die Klinik erfolgte zur geplanten Gastrektomie. Bei der bereits ambulant veranlassten Voruntersuchung ergab sich nebenbefundlich eine Darmwandverdickung im Coecalbereich mit lokaler Lymphknotenvergrößerung. In der in Folge veranlassten Koloskopie fand sich als Ursache der Kolonwandverdickung eine gedeckte Perforation des Sigmas durch einen Zahnstocher. Eine notfallmäßige Sigmaresektion erfolgte und zeigte eine gedeckte Perforation des Coecums mit lokaler Peritonitis und florider eitriger Abszedierung.

Nach Rekonvaleszenz (5 Wochen später) erfolgte die Wiederaufnahme nunmehr zum Staging des Magentumors (malignes Ulkus) und zur OP-Vorbereitung (geplante Gastrektomie). Dabei zeigte die Endosongrafie kein Tumorsubstrat und auch die Kontrollgastroskopie konnte den Magentumor (vorbeschriebenes Karzinom) nicht bestätigen. Es fand sich lediglich eine Ulkusnarbe, die bioptiert wurde. In der Histologie war kein Tumorsubstrat nachzuweisen (Gastritis mit inkompletter fokaler intestinaler Metaplasie). Die nochmalige Beurteilung des histologischen Erstpräparates führte zur Korrektur des Befundes. Auf eine Magenresektion wurde folgerichtig verzichtet.

Resümee: Die gründliche Diagnostik im Umfeld eines primär vermuteten Magenkarzinoms bringt eine bislang asymptomatische lokale Perforation des Kolons zutage. Die Diagnose stellte sich bei Überprüfung als falsch heraus, aber der Patientin wurde durch die Erkennung der lebensbedrohenden Perforation wohl das Leben gerettet. Insofern rettete eine Fehldiagnose das Leben der Patientin. Der Stellenwert einer kompletten präoperativen Diagnostik wird eindrucksvoll belegt.