Neurochirurgie Scan 2013; 01(02): 127-142
DOI: 10.1055/s-0033-1344377
Fortbildung
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Traumatische Nerven- und Plexusschäden: Prä- und klinische Versorgungsalgorithmen und Behandlungsoptionen

Gregor Antoniadis
,
Maria Teresa Pedro
,
Ralph König
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Publication History

Publication Date:
12 August 2013 (online)

Zusammenfassung

Verletzungen von Nerven und des Plexus brachialis sind nicht selten und können sowohl bei Traumen als iatrogen vorkommen. Eine rechtzeitige Diagnosesicherung und eine zeitgerechte notwendige operative Behandlung sind notwendig, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Kernaussagen

Traumatische periphere Nervenläsionen betreffen Patienten jeden Alters, während Läsionen des Plexus brachialis meist bei jungen Menschen anzutreffen sind.

Neurologische und neurophysiologische Untersuchungen sind von besonderer Bedeutung und sollten so bald wie möglich durchgeführt werden. Ergänzende Diagnostikverfahren sind die Neurosonografie und Kernspintomografie.

Offene Nervendurchtrennungen

Bei offenen Nervendurchtrennungen sollte eine primäre End-zu-End-Naht angestrebt werden. Sie ist aber nur angezeigt, wenn eine glatte Nervendurchtrennung vorliegt und die Wunde nicht verunreinigt ist. In anderen Fällen ist eine frühe Sekundärversorgung in zwei bis drei Wochen indiziert.

Geschlossene Nervenverletzungen

Bei geschlossenen Nervenverletzungen ist eine operative Nervfreilegung drei bis vier Monate nach dem Trauma angebracht. Sollte aber in der bildgebenden Diagnostik (Sonografie oder Kernspintomografie) ein durchtrennter Nerv oder ein Kontinuitätsneurom nachgewiesen werden, ist die Operation nach drei Wochen erforderlich.

Läsionen des Plexus brachialis

Läsionen des Plexus brachialis werden in Läsionen der Nervenwurzeln, der Primär- und Sekundärstränge und der Terminaläste unterteilt. Wichtig ist eine frühe Differenzierung eines Nervenwurzelausrisses von einem Nervenwurzelabriss (prä- oder postganglionäre Wurzelschädigung) mittels einer Kernspintomografie.

Bei Wurzelausrissen sollte die operative Behandlung mit intra- und extraplexalen Transfers sechs bis acht Wochen nach der Verletzung vorgenommen werden. Bei peripheren Plexusläsionen muss die Operation zwischen dem dritten und vierten Monat geplant werden.

 
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