Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2013; 3(4): 230-233
DOI: 10.1055/s-0033-1356561
Fachwissen
Titelthema: Akute Kopfschmerzen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Akute Kopfschmerzen – Trigeminoautonome Kopfschmerzen

Ralph Weber
,
Charly Gaul
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Publication History

Publication Date:
24 September 2013 (online)

Zusammenfassung

Die trigeminoautonomen Kopfschmerzen (TAK) sind seltene, auf gängige Schmerzmittel nicht ansprechende, attackenförmige Kopfschmerzen, die neben streng einseitigen Kopfschmerzen durch das Auftreten von autonomen parasympathischen Symptomen im Kopf-/Gesichtsbereich gekennzeichnet sind. Die Gruppe der TAK umfassen den am häufigsten vorkommenden Clusterkopfschmerz, die paroxysmale Hemikranie sowie das sehr seltene SUNCT-Syndrom, die sich im Wesentlichen durch die Länge der Attacken und im Therapieansprechen unterscheiden. Entscheidend in der Diagnosestellung ist eine genaue Anamnese.

Kernaussagen

  • Trigeminoautonome Kopfschmerzen sind selten, aber durch eine sorgfältige Anamnese und klinisch-neurologische Untersuchung gut diagnostizierbar.

  • Die Zeit bis zur korrekten Diagnose ist häufig zu lang. Durch Kenntnis der Symptomkonstellation streng einseitiger, starker Kopfschmerzattacken mit trigeminoautonomen Symptomen kann sie deutlich verkürzt werden.

  • Bei erstmaliger Diagnosestellung sollte eine zerebrale Kernspintomografie zum Ausschluss einer symptomatischen Ursache erfolgen.

  • Wichtigste Differenzialdiagnosen der TAK sind Migräne, akuter Glaukomanfall, periorbitale Infektionen, Karotisdissektionen, Hypophysentumoren und – beim SUNCT-Syndrom – die Trigeminusneuralgie.

  • Der Clusterkopfschmerz dauert zwischen 15 und 180 min und tritt am häufigsten episodisch über mehrere Wochen auf. Therapie der Wahl zur Behandlung der Attacken sind Sauerstoff und schnell wirksame Triptane, in der Prophylaxe Verapamil.

  • Bei der paroxysmalen Hemikranie dauern die Attacken nur 2–30 min. Indometacin wird sowohl diagnostisch als auch therapeutisch angewandt.

  • Das SUNCT-Syndrom ist extrem selten und gekennzeichnet durch Sekunden bis wenige Minuten andauernde, hochfrequente periorbitale Schmerzattacken mit Augentränen. Lamotrigin ist Mittel der 1. Wahl.

Ergänzendes Material

 
  • Literatur

  • 1 Headache Classification Subcommittee of the International Headache Society. The International Classification of Headache Disorders. 2nd edition. Cephalalgia 2004; 24 (Suppl. 01) 9-160
  • 2 Gaul C, Diener HC, Müller OM. Clusterkopfschmerz: Klinisches Bild und therapeutische Optionen. Dtsch Arztebl 2011; 108: 543-549
  • 3 Gaul C, Christmann N, Schröder D et al. Differences in clinical characteristics and frequency of accompanying migraine features in episodic and chronic cluster headache. Cephalalgia 2012; 32: 571-577
  • 4 IHS Classification. Clusterkopfschmerz und andere trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen. Im Internet: http://www.ihs-classification.org/de/02_klassifikation/02_teil1/03.00.00_cluster.html Stand 08.07.2013
  • 5 Cohen AS, Burns B, Goadsby PJ. High-flow oxygen for treatment of cluster headache: a randomized trial. JAMA 2009; 302: 2451-2457
  • 6 Göbel H, Göbel C, Heinze A. Paroxysmale Hemikranie und SUNCT. Schmerz 2011; 25: 689-701