Zeitschrift für Komplementärmedizin 2014; 06(03): 24-28
DOI: 10.1055/s-0034-1381969
zkm | Praxis
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Es gibt kein „Frauenknie“, sondern Knieprothesen für unterschiedlich gebaute Menschen

Gender in der Orthopädie — Das Geschlecht im Kontext berücksichtigen, mit Blick auf Rollen, Bildung, Alter, Gesundheitskompetenz
Uta Stiegler
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Publication Date:
18 June 2014 (online)

Zusammenfassung

Gender spielt auch in der Orthopädie und ihren verwandten Fachgebieten eine Rolle und kann in der Therapie den Blick erweitern und schärfen. Der Terminus Gender bezeichnet mehr als den „kleinen Unterschied”, Alltagsannahmen oder Stereotype: Menschen mit unterschiedlich kombinierten biologischen und soziokulturellen Eigenschaften im Kontext weiterer Faktoren wie sozialer Rollen, Bildung, Alter, Herkunft.

Das Beispiel der Osteoporose zeigt, dass nicht die Inzidenz allein Rückschlüsse zulässt, sondern auch gefragt werden muss, ob aufgrund stereotypischer Annahmen die Krankheit bei Frauen eher diagnostiziert und adäquat behandelt wird als bei Männern.

Für die Praxis bedeutet eine differenzierte Gendermedizin die Möglichkeit eines individualisierten therapeutischen Vorgehens, bei dem die Behandlungsziele individuell reflektiert werden, orientiert an den jeweiligen Lebensumständen, die auch durch das Geschlecht geprägt sind.

 
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