XX Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin 2014; 3(5): 314-315
DOI: 10.1055/s-0034-1396784
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

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Anna-Luise Vogel
,
Mechthild Determann
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Daniela Sandrock
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Publication Date:
19 January 2015 (online)

Ein Arztroman „in echt“

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Beim Roman von Kristof Magnusson ist der Titel Programm – allerdings ironisch von der umgangssprachlichen Genre-Bezeichnung entfernt. Denn vom klassischen Arztroman mit Bergpanorama und selig vom Chefarzt träumenden Patientinnen kann hier keine Rede sein. Und es geht nicht einmal um einen Arzt, sondern um eine Ärztin.

Anita Cornelius ist als Notärztin in Berlin mit dem Rettungswagen im Einsatz. Schon das verhindert romantische Verklärung. Als Patienten treten Menschen auf, wie sie typisch sind in einer Großstadt: Ein wenig verlorene Gestalten, die eigentlich oft mehr brauchen als nur medizinischen Beistand. Auch die privaten Schwierigkeiten der geschiedenen Anita sind die Probleme realer Leute: Die Beziehung zu ihrem Sohn im Teenageralter; Sorge um ihren Ex-Mann, der am gleichen Krankhaus arbeitet und der Umgang mit dessen neuer Freundin. Aber ein bisschen klassischer Arztroman muss dann trotzdem sein: Die Romantik fehlt auch nicht.

Natürlich handelt es sich trotz der genauen medizinischen Einsatzbeschreibungen um einen lockeren Roman und kein Fachbuch. Die persönliche Liebes- und Lebensgeschichte der Protagonistin steht im Vordergrund. Die Spannungskurve ist dabei eher klassisch gelegt und wirklich bahnbrechende Überraschungen bleiben aus. Dafür werden durchaus Themen angerissen, die zum Nachdenken anregen: Inwieweit bewahrt man sich im rauen Krankenhausalltag seinen Idealismus? Leidet das eigene Privatleben unter dem Beruf? Wie verhält man sich, wenn man den Verdacht hegt, der Kollege könnte ein Suchtproblem haben?

Fazit: Wer abends keine Fachliteratur mehr lesen mag, aber dennoch nicht ganz von der Notfallmedizin lassen will, für den ist dieser Roman ein annehmbarer Kompromiss; leicht zu lesen und vielleicht mit einigen Parallelen zum eigenen Alltag.

Anna-Luise Vogel, Stuttgart