Zusammenfassung
Hintergrund: Die Zahl älterer Erwerbspersonen in Schicht- und Nachtarbeit hat in den vergangenen
Jahren deutlich zugenommen. Gleichzeitig ist der Anteil von Frauen unter den Schichtarbeitenden
stark angestiegen. Dies ist auf die älter werdende Erwerbsbevölkerung sowie die Ausweitung
der Schichtarbeit im tertiären Bereich zurückzuführen. Die bisherige Forschung zeigt,
dass Schichtarbeit häufig mit gesundheitlichen Belastungen einhergeht. Vor diesem
Hintergrund zielt die Studie darauf ab, die Situation erwerbstätiger Männer und Frauen
an der Schwelle zum höheren Erwerbsalter in Hinblick auf den Zusammenhang zwischen
Schichtarbeit und physischer Gesundheit näher zu betrachten.
Methodik: Auf Basis von Daten der Kohortenstudie „lidA – leben in der Arbeit“ werden lineare
Regressionsmodelle geschätzt. Hierbei wird der Einfluss von Schichtarbeit – mit und
ohne Nachtarbeit – und weiteren Arbeitsexpositionen unter Kontrolle von Schlafstörungen
und dem gesundheitsrelevanten Verhalten, auf die körperliche Gesundheit der Babyboomerjahrgänge
1959 und 1965 ermittelt (n=5 637). Die Modelle werden stratifiziert nach Geschlecht
sowie für Frauen außerdem nach dem Erwerbstätigkeitsumfang.
Ergebnisse: Im Ergebnis zeigt sich, dass Schichtarbeiter vor allem durch ihre Arbeiterstellung
und durch physische Expositionen belastet sind; Schichtarbeiterinnen zusätzlich durch
hohe Verausgabung und geringe Belohnung. Arbeiten sie in Teilzeit, zudem durch übersteigerte
berufliche Verausgabungsbereitschaft.
Schlussfolgerung: Die Arbeitsbedingungen der Schichtarbeit sind stärker von Belastungen geprägt als
Tätigkeiten mit Normalarbeitszeiten. Zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit älter werdender,
schichtarbeitender Männer und Frauen sind weitere spezifische Arbeitsschutz- und Kompensationsmaßnahmen,
wie auch eine sensible Personalführung unabdingbar. Arbeitsschutzmaßnahmen sollten
dabei vermehrt auch die psychosozialen Arbeitsbedingungen berücksichtigen.
Abstract
Background: The number of older employees in shift and night work has increased significantly
in recent years. Furthermore, the proportion of women in shift and night work has
increased markedly. This is due to the aging workforce and the expansion of shift
work in the tertiary sector. Previous research shows that shift work is often associated
with health risks. Against this background, the aim of the present study is to examine
the situation of working men and women on the threshold to higher working age with
regard to the relationship between shift work and physical health.
Methods: We employed data from the study „lidA – leben in der Arbeit“ German Cohort Study
on Work, Age and Health, a survey of the German baby boom cohorts born in 1959 and
1965 (n=5 637). Linear regression models are used to study the effect of shift work
– with and without night work – and of further work exposures on the baby boomers’
physical health status. The models control for sleep and health-related behaviour
and are stratified by gender. Among women, also the scope of work was taken into account.
Results: The results show that male shift workers are burdened by their on average lower occupational
status and by physical exposure; female shift workers additionally suffer from high
personal effort and low rewards and female part-time shift workers also from overcommitment.
Conclusion: Working conditions of shift workers are strongly characterised by work stress. In
order to preserve aging shift workers’ work ability, some organisational measures
seem necessary. In this context, occupational safety and health management as well
as opportunities for recovery and encouraging leadership should be considered.
Schlüsselwörter
Schichtarbeit - Nachtarbeit - physische Gesundheit - Arbeitsumstände - Geschlechterunterschiede
Key words
shift work - night work - physical health - working conditions - gender differences