Endoskopie heute 2015; 28 - FV6
DOI: 10.1055/s-0035-1544998

Postpolypektomie-Syndrom – eine unterschätzte Komplikation nach endoskopischer Resektion im Kolon?

S Röhm 1, A Genthner 1, A Schwarzenböck 1, A Eickhoff 1
  • 1Klinikum Hanau, Medizinische Klinik II, Hanau, Deutschland

Fragestellung:

Das Postpolypektomiesyndrom ist eine ernste Komplikation nach endoskopischer Adenomabtragung im Kolon. Wir untersuchten die Häufigkeit und mögliche Risikofaktoren für ein Postpolypektomiesyndrom und stellten die Frage, wie ein Postpolypektomiesyndrom verhindert werden kann.

Methodik:

Wir führten eine statistische Auswertung im Zeitraum von 01.01.2012 bis 01.01.2014 anhand der kodierten Prozeduren und Diagnosen unter Einsicht in die Entlassbriefe durch und dokumentierten die Häufigkeit des Postpolyektomiesyndroms als auch die damit assoziierten Eigenschaften wie Adenomgröße, Abtragungsort, Abtragungsart, Geschlecht, Begleiterkrankungen. Statistische Risikofaktoren für ein Postpolypektomiesyndrom wurden mittels Regressionsanalyse bewertet.

Ergebnisse:

In den Jahren 2012 bis 2014 führten wir 2337 Koloskopien durch. Bei 630 Untersuchungen (27%) wurden Adenome/Polypen entfernt, 26 Patienten (1,1% aller Koloskopien und 4,1% der Polypektomien) entwickelten ein sogenanntes Postpolypektomiesyndrom, in zwei Fällen kam es zu einer Major-Perforation (0,08% aller Koloskopien, 0,3% der Polypektomien). Statistische signifikante Risikofaktoren für das Auftreten eines Postpolypektomiesyndroms waren das weibliche Geschlecht, ein Adenomdurchmesser > 2,5 cm, flache und sessile Adenome, eine piece-meal Resektion und eine Abtragung im rechten Hemikolon (insbesondere Zökum).

Schlussfolgerung:

Die Entwicklung eines Postpolypektomiesyndroms führt zu einer erheblichen Belastung für die Patienten mit dem Risiko einer zweizeitigen Perforation, verlängertem Krankenhausaufenthalt und ist zudem mit höheren Kosten verbunden. Somit kommt der Prävention eine große Bedeutung zu. Besondere Vorsicht sollte man bei Frauen mit großen, flachen, breitbasigen Adenomen im rechten Hemikolon walten lassen. Ob andere Risikofaktoren wie z.B. die Nadelgröße und die Menge der injizierten Lösung eine Rolle spielen, müssen weitere Studien klären.