neuroreha 2015; 07(01): 1-2
DOI: 10.1055/s-0035-1548520
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronischer Schmerz – brandaktuell

Jan Mehrholz
,
Martin Lotze
,
Klaus Starrost
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Publication History

Publication Date:
19 March 2015 (online)

Schmerz begegnet uns in der Therapie ständig: zumeist als eine vom Patienten geäußerte Empfindung. Sie dient uns als Hinweis, um unsere Intervention zu verändern. Natürlich kennen wir Schmerz auch aus der Interaktion unseres Körpers mit den Widrigkeiten des Alltags. Hierbei hat der eine oder der andere schon Perioden durchlitten, in denen er chronische Schmerzen erlebt hat. Schmerz ist allgegenwärtig. Chronischer Schmerz ist nicht minder häufig und derzeit der größte Kostenfaktor in den Gesundheits- und Sozialsystemen der westlichen Welt.

Angesichts der Brisanz des Themas Schmerz wollen wir zeigen, wie sich Schmerz heute in der Forschung darstellt und wo noch tief greifende Probleme im Verständnis herrschen. Es ist uns gelungen, insbesondere zum Schmerzerleben und den Therapieansätzen internationale Spitzenforscher zu gewinnen. Wir haben einige sehr gute Beschreibungen zur Arbeit mit Schmerzpatienten und einen, wie wir finden, sehr anschaulichen Bericht von Sven Sandner, der zeigt, wie chronischer Schmerz – in seinem Fall handelt es sich um das komplexe regionale Schmerzsyndrom der Hand – das Leben verändert.

In unserem Schwerpunkt stellt Martin Lotze die Neurobiologie des Schmerzes zusammen. Die neurobiologischen Grundlagen erleichtern das Verständnis der anderen Artikel.

Das Autorenteam Trojan, Flor und Lotze setzt sich in einem Artikel zum Schmerzerleben mit den Einflüssen der Modulation, der Schmerzintensität und des Umgangs mit Schmerzen auseinander.

Ein internationaler Star in der Schmerzszene ist Lorimer Moseley. Sein Artikel – es hat viel Freude gemacht, ihn gemeinsam mit ihm zu strukturieren – zeigt therapeutische Ansätze und Hintergründe zur Schmerztherapie. Von Australien her sieht man die Welt andersherum und dieser erfrischende Blickwinkel wirkt aufrüttelnd, ja weckt das Interesse daran, genauer hinzusehen und sich mit der Thematik zu beschäftigen. Es gibt von seiner Arbeitsgruppe einen ansprechenden und international viel besuchten Blog – worüber man sicher auch für unsere Rehabilitationsarbeit nachdenken könnte. Vor allem kann man sich viele seiner Vorträge auch über YouTube ansehen.

Die Therapie der bei Parese der oberen Extremität eintretenden schmerzhaften Schulter wird von Klaus Starrost aus Perspektive der Praxis beschrieben. Zudem berichtet Taras Usichenko, ein seit Jahrzehnten in der Akupunkturforschung arbeitender Anästhesist, über die Therapie von Schmerzen mit den Ansätzen der Akupunktur.

Eduard Kraft, Neurologe und von der Physikalischen Medizin eingesetzter Leiter der Schmerzambulanz der LMU München, greift Elemente, die von Lorimer in seinen Therapieentwicklungen genutzt werden, auf und beschreibt eingehend die Therapie von chronischen Schmerzpatienten mit der Spiegeltherapie.

Heike Ehlers berichtet als Physiotherapeutin, die sich seit Jahren mit Schmerzpatienten beschäftigt, über die Arbeit mit Patienten mit chronischen Schmerzen.

Insgesamt haben wir versucht, einen umfassenden und brandaktuellen Überblick über die relevantesten Aspekte zum chronischen Schmerz zu geben, und hoffen, dass Sie viel Freude beim Lesen haben werden!

Wir wünschen Ihnen eine anregende, aber auch nachdenkliche Lektüre,

Ihre Herausgeber

Jan Mehrholz, Martin Lotze und Klaus Starrost