Lerntherapie – Wenig praxisorientiert

Dieses Buch soll sich an Therapeuten richten, die in der Lerntherapie tätig sind und die systemisch relevante Aspekte in die Therapie miteinbeziehen oder ihre Ansätze in der Lerntherapie überdenken wollen. Die beiden Autoren aus der Psychologie und Psychotherapie erläutern ihre Herangehensweise an die Therapie aus systemischer Sicht. Sie stellen theoretische Grundlagen zur Lerntherapie, zur Systemischen Arbeit und sich daraus ergebende Leitlinien für die praktische Arbeit vor. Zwei Fallbeispiele verdeutlichen die Theorie.

Der theoretische Teil ist sehr lang und weist kritische Anmerkungen zu bestehenden Konzepten und zur Medikation bei ADHS auf. Nicht immer nennen die Autoren dazu einen wissenschaftlichen Beweis. Kritisch sehen sie festgeschriebene – teils durch Kostenträger vorgegebene – Diagnoseabläufe, da diese den Ursachen und Personen oft nicht gerecht werden.

Der praxisorientierte Teil ist kurz und etwas allgemein gefasst. Dadurch bietet das Buch wenig konkrete Handlungsanweisungen. Es dient eher als Strukturierungshilfe dafür, welche Aspekte in der Therapie hilfreich sein können, um Klienten ganzheitlich zu betrachten. Positiv ist der Teil, der die Beziehungsgeflechte im Rahmen einer Therapie und deren mögliche Gestaltung beleuchtet.

Das etwas langatmige Buch bietet wenig Neues. Der systemische Ansatz wird nur teilweise praxisorientiert dargestellt, und die konkrete Umsetzung in die Praxis ist oft zu kurz, obwohl gerade dieser Aspekt hilfreich wäre. Das Buch eignet sich für die punktuelle Unterstützung des Praktikers. Er sollte jedoch Erfahrung in der Lerntherapie haben, um entscheiden zu können, welche Punkte für ihn hilfreich sind.

Kristina Keller, Bsc, Ergotherapeutin und Sozialarbeiterin mitZusatzqualifikation Lerntherapeutin aus Osnabrück