Hintergrund: Befunde zum Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status (SES) und gesundheitsbezogener
Lebensqualität bei Patienten mit Prostatakrebs gibt es bisher vergleichsweise wenig.
Darüber hinaus ist es weitgehend unklar, welche Faktoren die sozialen Unterschiede
erklären. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass erkrankungsbezogene (Krebsstadium,
tumorbiologische Charakteristika), patientenbezogene (Komorbidität, psychosoziale
Faktoren) und versorgungsbezogene Faktoren (Zugang, Inanspruchnahme, Qualität) zur
Erklärung beitragen. In der vorliegenden Studie wird zunächst überprüft, inwiefern
Indikatoren sozialer Ungleichheit mit gesundheitsbezogener Lebensqualität zusammenhängen
und daran anschließend untersucht, ob sich bei der Einführung von potenziellen Erklärungsfaktoren
identifizierte Disparitäten reduzieren. Methode: In einer längsschnittlichen Beobachtungsstudie wurden 246 Patienten nach radikaler
Prostatektomie zum Ende des stationären Aufenthalts und 6 Monate später zu Lebensqualität
(EORTC-QLQ-C30), Krebserkrankung (Tumorstadium, Gleason-Score, R-Status), patientenbezogenen
Faktoren (Komorbidität, Bewältigungsstrategien, soziale Unterstützung), medizinischer
Versorgung (Zugangsbarrieren, Inanspruchnahmeverhalten, wahrgenommene Qualität) sowie
ihrem sozioökonomischem Status (Bildung, Einkommen, beruflicher Status) und Versichertenstatus
schriftlich befragt und mittels linearer Regressionsanalyse die Zusammenhänge berechnet.
Ergebnisse: Es zeigen sich konsistente signifikante Zusammenhänge zwischen allen drei Sozialstatusindikatoren
und gesundheitsbezogener Lebensqualität (allgemeine Lebensqualität und 5 Funktionsskalen)
6 Monate nach stationärer Behandlung unter Kontrolle von Alter und Lebensqualität
zu T0. Weniger konsistent sind die Ergebnisse zum Versichertenstatus. Keine Zusammenhänge
ergeben sich hinsichtlich kognitiver Funktion, während die Rollenfunktion die stärksten
Assoziationen aufweist. Geringfügige bis moderate Reduktionen (1%-18%) sind bei Einführung
der Erklärungsfaktoren zu verzeichnen, ein Großteil der signifikanten Zusammenhänge
bleibt jedoch bestehen. Diskussion: Die Befunde weisen deutlich auf soziale Ungleichheiten in der Lebensqualität bei
Patienten mit Prostatakrebs nach radikaler Prostatektomie hin. Auch wenn sich nach
Einführung potenzieller Erklärungsfaktoren die Zusammenhänge leicht reduzieren, ist
weitere Forschung nach Faktoren, welche zu den Unterschieden beitragen, erforderlich.