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DOI: 10.1055/s-0035-1563100
Soziale Ungleichheit und Lebensqualität bei Patienten mit Prostatakrebs
Hintergrund: Befunde zum Zusammenhang zwischen sozioökonomischem Status (SES) und gesundheitsbezogener Lebensqualität bei Patienten mit Prostatakrebs gibt es bisher vergleichsweise wenig. Darüber hinaus ist es weitgehend unklar, welche Faktoren die sozialen Unterschiede erklären. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass erkrankungsbezogene (Krebsstadium, tumorbiologische Charakteristika), patientenbezogene (Komorbidität, psychosoziale Faktoren) und versorgungsbezogene Faktoren (Zugang, Inanspruchnahme, Qualität) zur Erklärung beitragen. In der vorliegenden Studie wird zunächst überprüft, inwiefern Indikatoren sozialer Ungleichheit mit gesundheitsbezogener Lebensqualität zusammenhängen und daran anschließend untersucht, ob sich bei der Einführung von potenziellen Erklärungsfaktoren identifizierte Disparitäten reduzieren. Methode: In einer längsschnittlichen Beobachtungsstudie wurden 246 Patienten nach radikaler Prostatektomie zum Ende des stationären Aufenthalts und 6 Monate später zu Lebensqualität (EORTC-QLQ-C30), Krebserkrankung (Tumorstadium, Gleason-Score, R-Status), patientenbezogenen Faktoren (Komorbidität, Bewältigungsstrategien, soziale Unterstützung), medizinischer Versorgung (Zugangsbarrieren, Inanspruchnahmeverhalten, wahrgenommene Qualität) sowie ihrem sozioökonomischem Status (Bildung, Einkommen, beruflicher Status) und Versichertenstatus schriftlich befragt und mittels linearer Regressionsanalyse die Zusammenhänge berechnet. Ergebnisse: Es zeigen sich konsistente signifikante Zusammenhänge zwischen allen drei Sozialstatusindikatoren und gesundheitsbezogener Lebensqualität (allgemeine Lebensqualität und 5 Funktionsskalen) 6 Monate nach stationärer Behandlung unter Kontrolle von Alter und Lebensqualität zu T0. Weniger konsistent sind die Ergebnisse zum Versichertenstatus. Keine Zusammenhänge ergeben sich hinsichtlich kognitiver Funktion, während die Rollenfunktion die stärksten Assoziationen aufweist. Geringfügige bis moderate Reduktionen (1%-18%) sind bei Einführung der Erklärungsfaktoren zu verzeichnen, ein Großteil der signifikanten Zusammenhänge bleibt jedoch bestehen. Diskussion: Die Befunde weisen deutlich auf soziale Ungleichheiten in der Lebensqualität bei Patienten mit Prostatakrebs nach radikaler Prostatektomie hin. Auch wenn sich nach Einführung potenzieller Erklärungsfaktoren die Zusammenhänge leicht reduzieren, ist weitere Forschung nach Faktoren, welche zu den Unterschieden beitragen, erforderlich.