Abstract
Hintergrund: Psychische Gesundheit bei Menschen mit intellektueller Behinderung wurde bisher nur
wenig untersucht. Ziel dieser Studie ist es, Daten zu depressiven Beschwerden und
pathologische Angstausprägungen bei Menschen mit intellektueller Behinderung zur Verfügung
zu stellen.
Methode: In einer Querschnittstudie wurden Männer und Frauen mit intellektueller Behinderung
(18–65 Jahre) mit einem standardisierten Erfassungsinstrument mit 2 Teilen befragt
(Teil 1: Variablen „Wohnsituation“, „Selbstbestimmungsmöglichkeiten“, „Gewalterfahrungen“,
Teil 2: Variablen „Depression“ und „Angststörungen“ mithilfe des Patient-Health-Questionaire-4
erhoben). Die Daten wurden univariat und bivariat ausgewertet.
Ergebnisse: 44 Personen (Response rate=45%) nahmen an der Studie teil (59% Männer, 41% Frauen).
Insgesamt haben 20% (N=9) aller Teilnehmenden dieser Studie einen erhöhten PHQ-2 Score,
der auf stärkere depressive Beschwerden hinweist. 18% (N=8) der Probanden weisen einen
erhöhten GAD-2 Score auf, der als Indikator für pathologische Angstausprägungen gewertet
werden kann. Risikofaktoren für depressive Störungen sind ein „erhöhter Behinderungsgrad“
(RR=11,8) „Wohnen bei den Eltern“ (RR=6,7), „eingeschränkte Selbstbestimmungsmöglichkeiten“
(RR=6,2) und „Angst vor neuen Situationen“ (RR=5,0). Gewalterfahrungen sind ein Risikofaktor
(RR=13,3) in Bezug auf pathologische Angstausprägungen.
Schlussfolgerung: Die Studie ist aufgrund der besonderen methodischen Herausforderungen bei dieser
Zielgruppe sehr klein. Dennoch gibt diese Studie als eine der ersten in Deutschland
Hinweise auf Faktoren, die mit Depressionen und Angst bei Menschen mit intellektueller
Behinderung assoziiert sind. Die Assoziation von Gewalterfahrungen und Angst bei Menschen
mit intellektueller Behinderung ist eine wichtige Herausforderung für Public Health.
Abstract
Background: There are not many studies investigating mental health of individuals with intellectual
disability. The aim of this study is to provide data on depression and anxiety in
individuals with intellectual disability.
Method: In a cross-sectional study, we assessed women and men with intellectual disability
(18–65 years) with a standardized instrument with 2 divisions (division 1: variables
“residence”, “self-determination capabilities”, “violence experiences”, division 2:
variables “depression” and “anxiety” with the Patient Health Questionaire-4). Univariate
and bivariate analysis of the data was performed.
Result: Out of a total of 59% men and 41% women, 44 participated in the study (response rate=45%).
Overall, 20% (n=9) of the participants had an increased PHQ-2 score. This can be used
as an indicator for depression. 18% (n=8) of the subject group indicated an increased
GAD-2 score. This can be used as an indicator of anxiety. Risk factors for depressive
disorders were “an increased level of disability” (RR=11,8), “living with parents”
(RR=6, 7), “limited self-determination capabilities”(RR=6,2) and “fear of new situations”
(RR=5:0). Violence experiences were a risk factor (RR=13,3) for anxiety.
Conclusion: In view of the special methodological challenges of this study, the target group
is very small. Nevertheless, this is one of the first studies in Germany that reveals
factors with an impact on the mental health of individuals with intellectual disabilities.
The association of experience of violence with anxiety in individuals with intellectual
disability represents an important challenge for public health.
Schlüsselwörter intellektuelle Behinderung - psychische Gesundheit - Depression - Angststörung - Schutz-
und Risikofaktoren
Key words intellectual disability - mental health - depression - anxiety - protective and risk
factors