Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594025
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Die Rolle der ‚Surprise‘-Question „Wäre ich überrascht, wenn dieser Patient in den nächsten 12 Monaten sterben würde?“ in der Hämatoonkologie: Quantitative und qualitative Analyse eines Pilotprojektes

C Gerlach
1   Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland
2   Universitätsmedizin Mainz, UCT, Universitäres Zentrum für Tumorerkrankungen, Mainz, Deutschland
,
L Halbe
1   Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland
,
S Goebel
1   Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland
,
M Weber
1   Universitätsmedizin Mainz, III. Med. Klinik, Interdisziplinäre Abteilung für Palliativmedizin, Mainz, Deutschland
2   Universitätsmedizin Mainz, UCT, Universitäres Zentrum für Tumorerkrankungen, Mainz, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Fragestellung:

Aufgrund der Bedeutung rechtzeitiger Integration von Palliativmedizin gibt es einen Trend diese unabhängig vom Therapieziel anzubieten. Insbesondere in der Hämatologie besteht große prognostische Unsicherheit. Ist die SQ geeignet hämatologische Patienten (Pat.) mit begrenzter Prognose zu identifizieren und entsprechend palliativmedizinische Versorgungsinhalte zu realisieren?

Methodik:

Prospektive Kohorte mit deskriptiver Analyse der Treffgenauigkeit der SQ sowie Thematische Analyse semistrukturierter Einzelinterviews mit den anwendenden Ärzten.

Ergebnis:

Vom 1.10.-31.12.12 wurden 651 Pat. der hämato-onkologischen Ambulanz eingeschlossen (davon 75% hämatologisch) sowie 185 Pat. der KMT-Ambulanz (Stammzelltransplantation). Erste Ergebnisse zeigen für hämatologische Pat. eine geringere Testgenauigkeit als für onkologische, aber sehr gute für KMT-Pat. 9/13 Ärzten nahmen an der Interviewstudie teil. 4 Themen und 15 Subthemen wurden identifiziert. Diejenigen mit palliativmedizinischer Weiterbildung (3/9) machten fortgesetzt Gebrauch von der SQ. Alle Teilnehmer thematisierten die prognostische Unsicherheit und größere persönliche Betroffenheit insbesondere bei hämatologischen Pat. „zu denen ich einen sehr engen Kontakt habe, die dann vielleicht nur knapp älter sind als ich, da ist es eine Herausforderung die SQ zuzulassen“

(Assistenzärztin). Aber „Die SQ ist einfach ein Einstieg in das Thema. So: mal kurz drüber nachdenken“

(Oberarzt). Dennoch werden strukturelle, organisatorische und kommunikative Hindernisse angegeben, palliativmedizinische Handlungskonsequenzen zu ziehen.

Schlussfolgerung:

Die SQ scheint grundsätzlich geeignet, für palliative Fragestellungen zu sensibilisieren. Der Integration in der Praxis stehen aber Hinderungsgründe gegenüber. V.a. die gemessene und empfundene prognostische Unsicherheit bei hämatologischen Pat. kann eine Erklärung sein, dass die Einbeziehung hämatologischer Entitäten in die Palliativmedizin allgemein als schwierig gilt.