Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594029
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Partizipative Entscheidungsfindung in der pädiatrischen Onkologie: Prospektive Fragebogen-Studie mit Eltern und Ärzten

M Rost
1   Institut für Bio- und Medizinethik, Basel, Schweiz
,
T Wangmo
1   Institut für Bio- und Medizinethik, Basel, Schweiz
,
F Niggli
2   Kinderspital, Zürich, Schweiz
,
T Kühne
3   Universitätskinderspital, Basel, Schweiz
,
B Elger
1   Institut für Bio- und Medizinethik, Basel, Schweiz
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Einleitung:

Entscheidungen in der pädiatrischen Onkologie sind komplex. Verschiedene Parteien sind beteiligt und müssen eine Behandlungsentscheidung treffen, die dem Wohle des Kindes dient. Die entwicklungsabhängige Involvierung des Kindes sowie die Zusammenarbeit mit den Eltern sind grundlegende Prinzipien. Die Studie untersucht, wie Entscheidungen in der pädiatrischen Onkologie getroffen werden.

Methode:

Daten wurden in acht der neun Spitäler der Schweizerischen Pädiatrischen Onkologie Gruppe gesammelt. 91 Eltern und 20 behandelnde Ärzte machten Angaben zu 151 Patienten (< 18 Jahre). Die Angaben der Eltern und Ärzte wurden mithilfe des Wilcoxon-Tests hinsichtlich folgender Variablen verglichen: Informationsweitergabe durch die Ärzte, Kompetenzen der Kinder am Entscheidungsprozess teilzunehmen, krankheitsbezogene Informationen sowie partizipative Entscheidungsfindung.

Ergebnisse:

Die Ergebnisse zeigen, dass Eltern die von den Ärzten erhaltenen Informationen geringer einschätzten. Darüber hinaus schätzten Eltern ihre Kinder kompetenter ein, Diagnose und Prognose ihrer Erkrankung zu verstehen. Zugleich bewerteten Eltern das Leiden ihrer Kinder sowie die erwartete Behandlungsdauer höher. Mit Blick auf die Entscheidungsfindung gaben die Eltern eine größere kindliche Zufriedenheit an. Schließlich nahmen Ärzte die von den Eltern präferierte Rolle im Entscheidungsprozess zwar korrekt wahr, doch hatten die Eltern tatsächlich eine zu passive Rolle inne.

Diskussion:

Ärzte sollten nicht voraussetzen, Eltern verstünden die ihnen gegebenen Informationen hinreichend. Stattdessen gilt es, klare Informationen zu geben, das elterliche Verständnis aktiv zu eruieren und wenn nötig auf ein korrektes Verständnis hinzuwirken. Zudem sollten Ärzte gezielter auf die Realisierung der von den Eltern präferierten Rolle im Entscheidungsprozess hinarbeiten. Schließlich sollten systematische Unterschiede zwischen elterlicher und ärztlicher Perspektive auf das Kind berücksichtigt werden.