Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594043
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Semiologie und Outcome des Status epilepticus bei Patienten mit Hirntumoren

B Feddersen
1   Klinik für Palliativmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
2   Klinik für Neurologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Epilepsiezentrum, München, Deutschland
,
S Piffer
2   Klinik für Neurologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Epilepsiezentrum, München, Deutschland
,
M Einhellig
2   Klinik für Neurologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Epilepsiezentrum, München, Deutschland
,
C Bausewein
1   Klinik für Palliativmedizin, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
,
S Noachtar
2   Klinik für Neurologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, Epilepsiezentrum, München, Deutschland
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Dezember 2016 (online)

 

Fragestellung:

Epileptische Anfälle und Status epilepticus (SE) treten in der Palliativmedizin bei Patienten mit primären oder sekundären Hirntumoren auf. Dabei ist der SE ein Notfall, der mit einer signifikanten Morbidität und Mortalität assoziiert ist. Während die Diagnose eines konvulsiven SE bereits klinisch zu stellen ist, gestaltet sich die Diagnose eines nicht-konvulsiven SE aufgrund des sehr heterogenen Erscheinungsbildes schwierig. Aus diesem Grund wollten wir die Semiologien des SE bei Patienten mit neoplastischen Erkrankungen beschreiben und das Outcome untersuchen.

Methoden:

Prospektive Datenerhebung von allen Patienten mit einem SE, die von 2000 bis 2006 in der Neurologischen Klinik des Klinikums der Universität München behandelt wurden. Beschreibung der Ätiologie, Semiologie, Statusdauer, Therapie und Outcome.

Ergebnisse:

Von 311 identifizierten Patienten hatten 35 (12%) als Ätiologie des SE eine Neoplasie (23 männlich). Bei 19/35 (54%) lag ein nicht-konvulsiver SE vor. Die einzelnen Ätiologien waren dabei dialeptisch (26%), delirant (21%), komatös (21%), aphasisch (16%) und dyscognitiv (5%). Bei 23/35 Patienten (66%) war keine vorbestehende Epilepsie bekannt. Bei 28/35 Patienten (80%) konnte der SE medikamentös durchbrochen werden. Die mittlere Statusdauer betrug 2 d (Minimum 15 min, Maximum 8 Tage). Das Oucome war bei 7 Patienten „gut“ (definiert als Glasgow Outcome Scale 4+5 = keine bis mäßige Behinderung) bei 17 Patienten „mittel“ (Glasgow Outcome Scale 3 = schwere Behinderung) und bei 8 Patienten „schlecht“ (Glasgow Outcome Scale 1 + 2 = persistierender vegetativer Zustand oder Tod).

Schlussfolgerungen:

Patienten mit primären oder sekundären Hirntumoren haben häufig einen de-novo Status, der in über 50% nicht-konvulsiv ist. Die häufigste Semiologie ist dabei der dialeptische Status, in dem die Patienten verharren, starren und einen Bewegungsarrest haben. Wenn dieser diagnostiziert und antiepileptisch behandelt wird, ist der Therapieerfolg gut.