Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594046
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Palliativmedizinischer Versorgungsbedarf von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz

M Schmitz
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
J Ehlert
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
M Rybczynski
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Universitäres Herzzentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland
,
Y von Kodolitsch
2   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Universitäres Herzzentrum Hamburg, Hamburg, Deutschland
,
C Bokemeyer
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
,
K Oechsle
1   Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Hamburg, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Einleitung:

Patienten (Pat.) mit chronischer Herzinsuffizienz sind trotz ihrer eingeschränkten Prognose in der Palliativversorgung stark unterrepräsentiert. Ziel war es, Messinstrumente für den Palliativversorgungsbedarf, die teilweise primär bei onkologischen Pat. validiert wurden, bei Pat. mit Herzinsuffizienz zu evaluieren und den Versorgungsbedarf zu quantifizieren.

Methoden:

Es wurden bisher 122 Pat. (72% männlich, 28% weiblich, medianes Alter 67 Jahre), die wegen einer chronischer Herzinsuffizienz stationär behandelt wurden, eingeschlossen. Als Fremderfassungsinstrument (behandelnder Kardiologe) wurde das Five-Item Palliative Care Screening Tool (Glare et al. 2011) für kardiologische Patienten modifiziert. Die Selbsteinschätzung erfolgte mittels MIDOS (Symptomlast) und Distress-Thermometer (DT; Belastung).

Ergebnisse:

Bei 43% der Pat. lag eine Kardiomyopathie und bei 23% eine Herzklappenerkrankung vor. 59% hatten eine Herzinsuffizienz NYHA ≥3. Das mittlere 5-Jahresüberleben nach dem Seattle-Heart-Failure-Modell (SHFM) lag bei 63% (SD 23,2; Spanne 10 – 94). Die häufigsten mittleren/starken Beschwerden (MIDOS) waren Luftnot (53%), Schwäche (50%), Müdigkeit (50%) und Appetitmangel (25%). 71% zeigten eine signifikante Belastung (DT > 5) mit primär körperlichen (88%) und emotionalen (63%) Problemen. Einen fremdeneingeschätzten Versorgungsbedarf (Glare-Score ≥5) zeigten 85%. Der MIDOS-Gesamtscore und DT korrelierten signifikant untereinander (r = 0,55; p < 0,01), aber nur MIDOS auch mit der Fremdeinschätzung (r = 0,197; p = 0,03). Der Glare-Score (aber nicht MIDOS/DT) korrelierte signifikant mit der SHFM-Prognose (r = 0,30; p = 0,01).

Zusammenfassung:

Pat. mit chronischer Herzinsuffizienz weisen eine hohe Symptomlast und große Belastung durch körperliche und emotionale Probleme auf. Die eingesetzten Instrumente scheinen geeignet sein, auch bei kardiologischen Patienten den palliativmedizinischen Versorgungsbedarf zu messen.