Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594063
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Blick(e) über den Tellerrand: Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei der Essensversorgung sterbenskranker Menschen

R Schmidt
1   Hospiz Hamburg Leuchtfeuer gGmbH, Küche, Hamburg, Deutschland
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
13. Dezember 2016 (online)

 

Seit knapp 18 Jahren arbeite ich als Koch in einem Hospiz. Dabei ist mir klar geworden, dass die Nahrungsaufnahme für sterbenskranke Menschen ein Anker sein kann. Denn Essen heißt: „Ich lebe noch“. Im Zentrum steht die Selbstbestimmung, Erinnerungen an Essen und die Fähigkeit zu genießen. Selten kann dabei aber auf die alten Gewohnheiten und Vorlieben zurückgegriffen werden. Daher ist ein konstanter interdisziplinärer Austausch notwendig, um eine optimale Essensversorgung zu garantieren. Gleich einem Mosaik werden dafür Informationen und Eindrücke aus den unterschiedlichen Blickwinkeln zusammengetragen: Die Pflegenden beobachten die stetigen Veränderungen der Essgewohnheiten. Der Arzt lindert Schmerzen und Übelkeit, die oft am Essenwollen hindern. Enge Vertraute steuern mit ihren Erfahrungen wichtige Informationen bei und müssen unbedingt in den laufenden Prozess mit integriert werden. Als Koch lerne ich den Menschen über seine Essenswünsche kennen und setze die (passenden) Essenswünsche um. Das sorgt nicht nur bei dem betroffenen Menschen für eine große Zufriedenheit. Auch wird die Würde und Lebensqualität dieser Menschen dadurch unterstützt. Um dazu beizutragen, erfordert dies aber von allen Beteiligten einen neugierigen Blick über den eigenen Tellerrand.