Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594070
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Ich komm allein zurecht! – Hilf mir, jetzt!“ Umgang mit der Ambivalenz des Palliativpatienten durch die Integration typisch kunsttherapeutischen Herangehens

F Strub
1   AGAPLESION MARKUS KRANKENHAUS, Intersiziplinäres Zentrum für Palliativmedizin, Frankfurt, Deutschland
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Frage:

Obwohl ambivalentes Verhalten der Patienten in palliativen Sitautionen alltäglich ist, wird es in der Fachliteratur der Palliativmedizin nur selten konkret behandelt. Es wird als widersprüchliches Verhalten oder Dilemma des Patienten beschrieben. Patienten mit ambivalentem Verhalten fordern palliativmedizinische Teams extrem heraus, da sie in der Übertragung oft auch im Team viel Verwirrung auslösen. Welchen Beitrag kann die kunsttherapeutische Herangehensweise leisten? In diesem Kurzvortrag wird die Bedeutung, die Geschichte und der gesellschaftliche Umgang mit Ambivalenzen angerissen, typisch ambivalentes Verhalten von palliativen Patienten und übliche Herangehensweisen und Methoden aus der Psychotherapie benannt.

Methodik:

Besonderer Fokus wird anhand von Beispielen auf die Haltung und nondirektive Herangehensweise der Kunsttherapie gelegt. In der Kunst gelten Ambivalenzen als Qualitätsmerkmal. Durch eine akzeptierende Haltung und den Anstoß eines gestalterischen Prozesses versucht die Kunsttherapie eine Weiterentwicklung in der psychischen Auseinandersetzung zu ermöglichen. Die Ambiguitätstoleranz der Kunsttherapeuten und ihre Ressourcenorientierung, die die psychische Stabilität zu einer Auseinandersetzung aufbaut, unterstützen den Patienten bei der Verbildlichung der Problematik. Sehr konkret kann das Gegensatzpaar einer unbewussten Ambivalenz mithilfe der Morphologischen Bildbetrachtung erarbeitet werden. In Kombination mit dem Motivational Interview kann in der Kunsttherapie ein Umgang oder im besten Fall eine Auflösung der Ambivalenz gelingen.

Schlussfolgerung:

In der interdisziplinären Zusammenarbeit palliativer Teams im Umgang mit ambivalenten Patienten ist das Wissen um die Übertragung sehr hilfreich. Bei der Bearbeitung der Ambivalenz mit dem Ziel der größtmöglichen Autonomie und dem Umgehen von Bevormundung des Patienten unterstützen nondirektive Herangehensweisen wie die Kunsttherapie. Forschungsvorhaben zum Thema sind wünschenswert.