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DOI: 10.1055/s-0036-1594119
Wie sicher ist unsere Prognoseeinschätzung beim Palliativpatienten?
Authors
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
13. Dezember 2016 (online)
Einleitung:
Nach bisheriger Meinung korreliert die ärztliche Prognoseeinschätzung wenig mit der tatsächlichen Überlebenszeit der Patienten, sie ist aber Grundlage für jede Therapieentscheidung.
Ziel ist die Überprüfung der ärztlichen klinischen Prognoseeinschätzung zum Aufnahmezeitpunkt mittels der 4 Jonen-Thielemann-Phasen (JTP) Rehabilitationsphase (RP) (Monate bis Jahre), Präterminalphase (PTP) (Wochen bis 1 Monat), Terminalphase (TP) (Tage bis 1 Woche) und Sterbephase (SP) (Stunden bis 1 Tag), wie sie derzeit an den 2 Palliativstationen (PST) in Oberösterreich verwendet werden.
Methoden:
Deskriptive Studie mit retrospektiver Auswertung prospektiv gewonnener Daten an zwei PST. Neben deskriptiven Vergleichen wurden mittels Kaplan-Meier-Analyse die Unterschiede der kumulativen Wahrscheinlichkeit des Überlebens gemäß der JTP dargestellt.
Ergebnisse:
Die Auswertung erfolgte bei 1677 Patientenaufenthalten von 2011 – 2013 (73% onkologische, 27% nicht-onkologische Patienten; 53% Frauen, 47% Männer; medianes Alter 73 Jahre, medianer Beobachtungszeitraum 22 Tage), davon verstarben 1524 Patienten. Gemäß Einschätzung befanden sich zum Zeitpunkt der Aufnahme 607 Patienten in der RP, 798 in der PTP, 217 in der TP und 38 in der FP. Die kumulativen Überlebenswahrscheinlichkeiten für diese Gruppen betrugen 29% (± 1,9), 7,8% (± 1,0), 3,2% (± 1,2) und 0% (± 0,0) nach 180 Tagen. Bei der konkreten Einschätzung der Überlebenszeit zeigten sich viele über- und unterschätzte Überlebenszeiten, in der PTP waren es sogar mehr falsch als richtig Geschätzte. Die Ergebnisse der explorativen Analyse der Subgruppen „Über- und Unterschätzte“ nach Auffälligkeiten werden am Kongress präsentiert.
Schlussfolgerungen:
Mit den JTP gelingt eine grobe klinische Einschätzung des Überlebens der Patienten an zwei voneinander unabhängigen PST im Sinne einer Risikoeinschätzung, die konkrete Einschätzung der Überlebenszeit am einzelnen Patienten gelingt jedoch nur bedingt.