Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594120
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prädiktoren psychischer Belastung von Patienten in der Palliativversorgung – Eine Analyse der Hospiz- und Palliativerfassung 2007 – 2011

S Hofmann
1   Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland
,
S Hess
1   Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland
,
C Ostgathe
1   Universitätsklinikum Erlangen, Palliativmedizinische Abteilung, Erlangen, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Ziel:

Eine bessere Vorhersage von Depressivität und Angst bei Palliativpatienten aus Routinedaten könnte das Assessment erleichtern und die Behandlung verbessern. Daher sollen auf Basis der Daten aus der Standarddokumentation Prädiktoren und prädiktive Modelle für diese Symptome bei Patienten der Palliativversorgung ermittelt werden.

Methode:

Grundlage waren personen-, krankheits- und therapiebezogene Daten, die im Basisbogen HOPE (Hospiz- und Palliativerfassung) in 2007 – 2011 deutschlandweit erfasst wurden. Als Zielvariablen wurden dichotomisierte Werte für Depressivität bzw. Angst (kein/leicht versus mittel/stark) genutzt. Andere erfasste Daten wurden zur Analyse der Prädiktoren herangezogen. Durch schrittweise Rückwärtsselektion wurde bei zufällig ausgewählten 2/3 der Stichprobe ein multivariables logistisches Regressionsmodell entwickelt, dessen Vorhersagequalität anhand des anderen 1/3 der Stichprobe geprüft wurde.

Ergebnis:

9798 Patienten wurden zur Entwicklung und Prüfung des Vorhersagemodells für Depressivität genutzt, 9924 für Angst. Das Modell für Depressivität enthält die Variablen Alter, Geschlecht, ECOG, Wohnsituation, Schmerzen, Übelkeit, Verstopfung, Appetitmangel, Müdigkeit, Hilfebedarf bei Aktivitäten des tägl. Lebens, Probleme mit Organisation der Versorgung, Medikation mit Sedativa/Anxiolytica sowie Antidepressiva. Das Modell zur Vorhersage von Angst beinhaltet: Alter, Geschlecht, ECOG, Wohnsituation, Schmerzen, Übelkeit, Luftnot, Appetitmangel, Müdigkeit, Hilfebedarf bei Aktivitäten des tägl. Lebens, Problem mit Organisation der Versorgung, Medikation mit Sedativa/Anxiolytica, Antidepressiva, Kardiaka/Antihypertensiva sowie Antibiotika. Beide Modelle erreichten eine mittlere Einschätzungsgüte (AUC = 0,72).

Schlussfolgerung:

Auf Basis repräsentativer Daten konnten Vorhersagemodelle für Depressivität und Angst bei Patienten der Palliativversorgung ermittelt werden, deren Integration in die Praxis das Standardassessment besser ausnutzen könnten.