Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594138
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Retrospektive Studie über den Einsatz einer palliativen Sedierung am Lebensende auf einer Palliativstation

C Camartin
1   Kantonsspital Graubünden, Palliative Care, Chur, Schweiz
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Einleitung:

In der Palliative Care steht die Behandlung von belastenden Symptomen im Vordergrund. Im Falle einer ungenügenden Symptomkontrolle kann die Durchführung einer Sedierung in Erwägung gezogen werden. Ziel dieser Maßnahme ist, das Bewusstsein des Patienten in therapierefraktären Situationen zu reduzieren, um das Leiden mindern zu können.

Fragestellung:

  1. Wie viele Patienten benötigen am Lebensende eine Sedierung?

  2. Welche Symptome werden angegangen?

  3. Welche Medikation und Dosierung wird angewendet?

  4. Wie lange wird eine Sedierung durchgeführt?

Methodik:

Retrospektive Studie mit Auswertung der Todesfälle auf der Palliativstation des Kantonsspitals Graubünden von 2013 – 2015. Aus den Akten wurden die Diagnosen, Dosierungen mit Dauer der Sedierung und die Symptome der Patienten ausgewertet.

Ergebnis:

Im Zeitrahmen von 2013 – 2015 gab es insgesamt 408 Todesfälle. Eine Sedierung musste bei 46 Patienten (11,3%) durchgeführt werden. Diese Maßnahme wurde häufiger bei Patienten mit einem Tumorleiden (91,3%) eingesetzt. Es zeigte sich, dass insbesondere Patienten mit einem Lungentumor (in 20,7% der Fälle) eine Sedierung benötigten. Einen hohen Anteil von Sedierungen gab es bei Patienten mit Tumoren im Hals-Nasen-Ohren Bereich (in 30% der Fälle) sowie bei Patienten mit einer Amyotrophen Lateralsklerose (in 37,5% der Fälle). Die Sedierung konnte fast ausschließlich mit Midazolam durchgeführt werden, mit einer mittleren Dosis von 5,5 mg/h. Die Dauer der Sedierung betrug im Mittelwert 29,2h ± 45,4h.

Schlussfolgerung:

Eine Sedierung am Lebensende ist eine wirksame Möglichkeit um belastende therapierefraktäre Symptome behandeln zu können. Die hauptsächlichen Beschwerden sind Unruhe und Atemnot. Besonders Patienten mit Lungentumoren können von dieser Behandlung profitieren. Die Sedierung wird in einem begrenzten Zeitraum von ungefähr 24h angewendet. Als Standardmedikament wird Midazolam in tiefer Dosierung eingesetzt um das Ziel einer Sedierung erreichen zu können.