Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594156
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Welchen Stellenwert hat der ärztlich-assistierte Suizid bei Palliativpatienten?

A Jülich
1   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Hämatologie und Onkologie, Transplantationszentrum, Palliativmedizin, Greifswald, Deutschland
,
B Buchhold
2   Institut für medizinische Psychologie, Universitätsmedizin Greifswald, Psychotherapeutischer Dienst, Greifswald, Deutschland
,
C Zingel
1   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Hämatologie und Onkologie, Transplantationszentrum, Palliativmedizin, Greifswald, Deutschland
,
W Krüger
1   Universitätsmedizin Greifswald, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin C, Hämatologie und Onkologie, Transplantationszentrum, Palliativmedizin, Greifswald, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Der ärztlich-assistierte Suizid (ÄAS) und die Tötung auf Verlangen (TAV) werden von einem Großteil der Bevölkerung bejaht (83%; infratest dimap 11/2014). Untersuchungen mit palliativen Patienten zu diesem Thema sind kaum vorhanden. Ziel der Befragung palliativer Patienten war es zu ermitteln, wie deren Kenntnis um Begrifflichkeiten zum Thema Sterbehilfe (SH), zur persönlichen Einstellung zur SH und um persönliche Vorstellungen am Lebensende ist. In einer Querschnittserhebung wurden die Patienten der Palliativstation an der Universitätsmedizin Greifswald und des Greifswalder Hospizes mittels eines eigens konzipiertem halb-standardisiertem Interviews befragt.

Ergebnisse:

  1. Das Durchschnittsalter der 103 palliativen Patienten lag bei 69,5 Jahren und der mittlere ECOG bei 2,8. Ein deutlicher Anteil der Befragten kennt die Begriffe TAV, ÄAS und indirekte Sterbehilfe (ISH) nicht. Die meisten Patienten können diese Begriffe nicht bzw. kaum erklären (TAV: 51%; ÄAS: 66,4%; ISH: 81,7%).

  2. 66,3% der Patienten sind für die Zulassung von TAV und/oder ÄAS für andere Menschen, jedoch 60,2% präferieren eine Beschränkung auf Schwerstkranke, deren Leiden nicht anders gelindert werden kann. Zum Zeitpunkt der Befragung würde jedoch die große Mehrheit der Patienten (80,8%) selbst keinen Gebrauch von TAV/ÄAS machen.

  3. Trotz guter palliativmedizinischer Behandlung sehen 19,2% eine Notwendigkeit für Sterbehilfe. 53,8% Patienten verneinen dies.

Schlussfolgerung:

  1. Die allgemeine Bevölkerung und palliative Patienten im Besonderen benötigen verstärkte Aufklärung über die Möglichkeiten der Palliativmedizin und die Begriffe der SH.

  2. Durch eine umfassende interdisziplinäre Palliativmedizin kann der Wunsch nach TAV/ÄAS stark reduziert werden.

  3. Die ambulante und stationäre Palliativmedizin sollte gestärkt werden.

Die Untersuchung wurde durch Förderung aus Mitteln der Deutschen Palliativstiftung ermöglicht.