Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594166
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hospizkrimi – literarische Gattung oder Unfug? Zwischen Sinn und Unsinn neuer Zugänge zu „bekannten“ Themen. Lesung mit anschließender Diskussion

C Bruker
1   AGP Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland
,
C Schmidt
2   Praxis für Allgemeinmedizin; Palliativmedizin, Niebüll, Deutschland
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Es gibt kaum einen Sonntagabend, an dem sich nicht die halbe Nation zum „Tatort“ vor dem Fernseher versammelt. Die Zuschauer wollen unterhalten werden. Auch unter der Woche werden die Abendprogramme mit immer neuen Kommissaren bespielt. Der „Hype“ um Krimis füllt Regalwände. Im Jahr 2015 ist der Hospizkrimi „Oxymoron“ erschienen. Anna Rosenkranz stirbt in einem Husumer Pflegeheim. Durch Zufall wird erkannt, dass sie keines natürlichen Todes gestorben ist. Ein assistierter Suizid? Mit ihrer Tochter verbindet sie ein ambivalentes Verhältnis – ein Motiv? Der Heimleiter verfolgte vor allem ökonomische Interessen. Oder brachte die Überlastung bei den Pflegern hinreichende Gründe hervor? Die Autor/innen Christine Bruker und Christoph Schmidt befassen sich seit Jahren aus wissenschaftlicher (Sozialforschung) und praktischer (niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin, Palliativmedizin) Sicht mit Fragen menschenfreundlicher Umgangsweisen mit Menschen am Lebensende, mit Palliative Care und Sterbehilfe. Nun haben sie einen Krimi geschrieben, der ebendiese Themen aufgreift: Wie könnten Bilder eines „guten Sterbens“ aussehen, und: Welche Rolle kommt dabei der Palliativmedizin zu? Wie sieht es aus im Grenzbereich zwischen zugewandter Sorge und Gewalt am Lebensende? Die Komposition des Krimis „...ermöglicht, nahezu beiläufig den Alltag der Versorgung kennen zu lernen, professionelle Praxen, Rahmenbedingungen, Ambivalenzen ebenso wie menschliches Verstehen“ (Nachwort von Andreas Heller). Das Buch lebt nicht von Eindeutigkeiten, sondern von einer freundlichen Nachdenklichkeit über die Lesarten von Selbstbestimmung und Solidarität unter heutigen gesellschaftlichen Bedingungen. Doch es bleibt die Frage: Dürfen Themen rund um Palliative Care (auch) unterhalten? Bedient der Krimi vor allem aktuelle Trends oder lässt sich damit ein Format gewinnen, das es vermag, Klischees aufbrechen und überzeichneten Ängsten begegnen? Darüber lässt sich diskutieren.