Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594170
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Situation der Schmerzversorgung von Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung – eine Fragebogenuntersuchung in Einrichtungen der Behindertenhilfe

H Schlichting
1   Universität Leipzig, Institut für Förderpädagogik, Leipzig, Deutschland
,
M Kloke
2   Kliniken Essen-Mitte, Bereich Palliativmedizin, Essen, Deutschland
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Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung sind Schmerzen in besonderer Weise ausgeliefert, weil sie diese nicht adäquat kommunizieren können. Sie sind vollständig darauf angewiesen, dass Bezugspersonen, wie Eltern oder Mitarbeitende in Einrichtungen der Behindertenhilfe ihren Schmerz wahrnehmen und Hilfemaßnahmen einleiten. Aufgrund ihrer vielfältigen chronischen Erkrankungen und der Vielzahl an (schmerzhaften) medizinischen und pflegerischen Einwirkungen, die sie während ihrer Biografie erfahren, sind sie allerdings mehr als jede andere Bevölkerungsgruppe von Schmerzen betroffen. Bezüglich der Wahrnehmung und der Diagnostik von Schmerzen im Kontext schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffentlichungen. Es besteht hier sowohl ein großer Forschungs- als auch Handlungsbedarf. Aus den wenigen Veröffentlichungen (u.a. ZERNIKOW 2009) ist bekannt, dass Kinder und Jugendliche mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung nach Operationen wesentlich weniger Schmerzmedikamente erhalten als solche ohne Behinderung. Eine Schmerzevaluation mittels Schmerzbeobachtungsbögen wird sowohl in Einrichtungen des Gesundheitswesens als auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe bei diesem Personenkreis nur selten durchgeführt (CARITASVERBANDES AUGSBURG 2011). Mittels der vorliegenden Untersuchung werden Gruppenleitungen in Heimen der Behindertenhilfe nach dem Auftreten, der Diagnostik und Dokumentation sowie des Vorliegens eines Schmerzassessments bezüglich des Personenkreises Menschen mit schwerer geistiger und mehrfacher Behinderung befragt. Die Fragebogenuntersuchung wird in Einrichtungen verschiedener Bundesländer durchgeführt und soll ein erstes Bild zur Schmerzsituation und -versorgung dieser Personengruppe zeichnen.