Zeitschrift für Palliativmedizin 2016; 17(05): 1-59
DOI: 10.1055/s-0036-1594175
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Palliative Care – Bedeutung des soziokulturellen Kontexts der Herkunftsgesellschaft für das subjektive Verständnis russischsprachiger Migrant_innen in Deutschland

S Migala
1   Freie Universität Berlin, Erziehungswissenschaft und Psychologie, Berlin, Deutschland
,
O Bakadorova
1   Freie Universität Berlin, Erziehungswissenschaft und Psychologie, Berlin, Deutschland
,
E Dvurechenskaya
1   Freie Universität Berlin, Erziehungswissenschaft und Psychologie, Berlin, Deutschland
,
O Sokolova
1   Freie Universität Berlin, Erziehungswissenschaft und Psychologie, Berlin, Deutschland
,
U Flick
1   Freie Universität Berlin, Erziehungswissenschaft und Psychologie, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
13 December 2016 (online)

 

Fragestellung:

Ausgangspunkt im BMBF-Projekt PALQUALSUM für die Untersuchung von subjektiven Sichtweisen zu einer guten Versorgung und der Bedeutung von Lebensqualität am Lebensende waren Hinweise auf eine geringere Inanspruchnahme von Angeboten der Hospiz- und Palliativversorgung durch russischsprachige Migrant_innen. Dabei wurde auch danach gefragt, inwiefern der soziokulturelle Bezugsrahmen der Herkunftsgesellschaft bedeutsam ist. Für ein umfassenderes Verständnis der verdeutlichten subjektiven Bedürfnisse und Erwartungen an die Versorgung wurde die Untersuchung durch eine Literaturrecherche und Datenerhebung zur Versorgungssituation und Inanspruchnahme in Russland erweitert.

Methodik:

Neben episodischen Interviews mit russischsprachigen Patient_innen und Angehörigen (n = 31) wurden Experteninterviews mit Mitarbeiter_innen der Palliativversorgung in Deutschland (n = 51) und in Russland (n = 10) durchgeführt. Die Interviews mit den Betroffenen wurden im Sinne des thematischen Kodierens fallvergleichend analysiert. Die thematisch-vergleichende Analyse der Experteninterviews mit dem Ziel einer theoretischen Generalisierung umfasste eine sequenzielle Kodierung zur Kategorienbildung und eine sich anschließende soziologische Konzeptualisierung.

Ergebnis:

Die vergleichende Analyse der Experteninterviews in Deutschland und Russland verdeutlicht Unterschiede in den Sichtweisen auf das Arzt-Patienten-Verhältnis, in deren Kommunikation über Diagnose und Prognose und mit Blick auf die Einbeziehung von Angehörigen in Versorgungsentscheidungen. Gemeinsamkeiten zeigen sich in ihrer Wahrnehmung der Bedürfnisse und Erwartungen von russischen bzw. russischsprachigen Patient_innen und Angehörigen zu diesen Themen.

Schlussfolgerung:

Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund der jeweiligen strukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen, dem konzeptionellen Verständnis der Expert_innen und ihrer Bedeutung für die Versorgung russischsprachiger Migrant_innen in Deutschland zu diskutieren.